Mode

Kinderkleidung: Öko oder konventionell?

Für die Kleinsten nur das Beste. Das gilt auch für Kindermode. Tipps für den Kauf.

Für manche eine Sache der bewussten Konsumeinstellung, für andere ein Gesundheitsaspekt, für viele eine reine Kostenfrage. Wissenswertes über Hautverträglichkeit, Faserqualität, bedenkliche Stoffe und Herstellungsverfahren – und die wesentlichen Unterschiede zwischen Bio-/Öko-Mode und konventionell produzierter Ware.

Da Kinder eine besonders sensible und durchlässige Haut haben, ist es umso wichtiger, auf unbelastete Materialien zurückzugreifen. Zudem sollte die Kinderkleidung nicht nur funktionell und chick, sondern auch anschmiegsam, weich und gemütlich beim Tragen sein. Viele Eltern wählen hier für ihren Nachwuchs bevorzugt ökologische Mode – und die gibt es in vielen Varianten: biologisch, fair, aus recycelten Materialien oder auch Second-Hand. Doch ist der Unterschied zu konventionell hergestellten Produkten bei Bekleidung wirklich so groß?

Wie Kleider auf den Organismus wirken

Ob günstig oder teuer, ob schlicht oder schick – Kleidung wird generell mit vergleichsweise viel Chemie bearbeitet, ehe sie in die Verkaufsläden kommt. Bei der Herstellung kommen nach wie vor etliche Substanzen zum Einsatz, die selbst in kleinsten Mengen Umwelt und Gesundheit schädigen können. Eine immer noch beträchtliche Menge solcher bedenklichen Chemikalien wird beim ersten Waschgang nach dem Kauf freigesetzt, sodass mindestens ein ein- bis zweimaliges Waschen ratsam ist, bevor ein Kleidungsstück am Körper getragen wird. Zwar reichern sich dadurch giftige Stoffe unverändert in der Umwelt an, sie können dann aber weniger direkt dem menschlichen Organismus und der Gesundheit schaden. Aus diesen und anderen Gründen – und auf Basis der steigenden Konsumentennachfrage nach ökologisch einwandfreier Kindermode – produziert bereits eine große Zahl an Herstellern ausschließlich Ware aus biologischer Herkunft, ohne den Einsatz von Chemikalien und Pestiziden sowie im Sinne von Fairtrade (also gerechte Arbeits- und Produktionsbedingungen) und Nachhaltigkeit.

Tückische Textilverarbeitung

Wie aus einer Erhebung von „Die Umweltberatung“ hervorgeht, braucht ein Kleidungsstück in der Regel zehn bis 20 Veredelungsarbeitsgänge bis es am Bügel hängt. Die Industrie hat dabei weltweit eine Auswahl von bis zu 8.000 Hilfsmitteln und rund 4.000 Farbstoffen. Die Verwendung dieser Chemikalien kann vor allem im Herstellungsverfahren der Gesundheit schaden. Hinzu kommt, dass manche der Farbstoffe auf die Haut oder in den Körper gelangen können. Es gibt zum Beispiel einige Azofarbstoffe, die in Verdacht stehen, krebserregende aromatische Amine freizusetzen. In Europa existieren zwar strenge Umweltauflagen für die Produktion – doch das nützt leider wenig, denn der Großteil unserer Bekleidung stammt inzwischen aus Asien. Die Hilfsmittel und „Tricks“ sind dabei vielfältig: Wolle, die mit Kunstharz überzogen wird, verfilzt nicht. Damit Socken weniger unangenehm riechen, werden sie manchmal mit dem desinfizierenden Wirkstoff Triclosan ausgerüstet, der Bakterien abtötet. Dieser Stoff greift aber auch die natürliche Mikroflora der Haut an. Weichmacher sorgen für einen angenehmen, weichen Griff, können aber Rückstände im Körper bilden. Und damit Shirts und Pullis den weiten Transport aus den Billiglohnländern gut überstehen und ansehnlich bleiben, ohne muffelig zu riechen, werden sie vorsorglich meist mit Antischimmelmitteln behandelt. All diese Prozeduren firmieren dann unter dem irreführenden Begriff „Textilveredelung“.

Kunst- und Naturfasern

Freilich gibt es am Markt auch völlig unbedenkliche konventionell hergestellte Ware. Doch ist diese inzwischen ziemlich rar – kein Wunder, wenn ein T-Shirt oft schon um drei, vier Euro zu haben ist oder eine Kinderjeans kaum mehr als fünf Euro kostet.
Fest steht: Viele Jahrtausende lang stellten Menschen ihre Textilien für Kleidung vorwiegend aus Flachs und Wolle selbst her. Heutzutage werden Textilien meist aus verschiedenen Fasern und Fasermischungen industriell produziert. Auf einem Etikett, gut sichtbar und leicht lesbar, muss hierzulande die genaue Faserzusammensetzung und die richtige Pflege angegeben werden. Das ist schon beim Kauf eine Orientierungshilfe für den Konsumenten. Aus Erdöl, Erdgas und Kohle werden Synthetikfasern hergestellt.
Naturfasern hingegen bestehen aus Pflanzenfasern, wie z.B. Baumwolle, Flachs (Leinen), Jute, Hanf oder Tierhaaren, wie etwa Wolle vom Schaf oder Seide. Sie alle verfügen über ein hohes Selbstreinigungspotenzial, sodass eine Wäsche seltener nötig ist. Das spart Zeit, Abwasser und schont den Geldbeutel.

Mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen

Was nicht zu leugnen ist: Billige Massenware birgt deutlich mehr Gefahren für die kindliche Gesundheit als ökologisch geprüfte Kleidung in Bio-Qualität. Hier die wesentlichen Punkte, die es bei konventionell hergestellter Mode zu beachten gibt:

  • Es kann zu allergischen Reaktionen auf Farbreste sowie durch Aufnahme von Rückständen in der Kleidung kommen. Allerdings lässt intakte Haut nur fettlösliche Substanzen passieren. Die meisten verwendeten Mittel sind fettunlöslich.
  • Als Rückstände kommen Schädlingsbekämpfungsmittel (Insektizide), Stoffe zum Bleichen, Aufhellen und Färben in Frage.
  • Auch sogenannte Ausrüstungsstoffe, die ein Textil bügelfrei, knitterarm, wasserdicht, schwer entflammbar, griffiger, weicher oder fester werden lassen, können Probleme auf der Haut und im Organismus machen.
  • Von einigen Farbstoffen aus der Gruppe der „Azofarben“ ist bekannt, dass sie Krebs erregen können. In Deutschland sowie in Österreich beispielsweise ist die Verwendung dieser Farben verboten (eigene Verordnung aus dem Jahr 1999). Kleidung, die mit diesen Farben behandelt wurde, darf hier auch nicht verkauft werden.
  • Besonders blaufärbende Mittel können Allergien auslösen. Zwar sind etliche von ihnen in Deutschland oder Österreich verboten, in manchen EU-Ländern aber noch erlaubt, so dass sie über den Import trotzdem in heimische Kleiderschränke gelangen.
  • Speziell Farben aus eng anliegender Kleidung können zu Hautreizungen führen. Kinder mit empfindlicher Haut sollten daher keine dunkle Unterwäsche oder dunkle Strumpfhosen tragen.
  • Die meisten in der Nachbehandlung eingesetzten Substanzen sind gesundheitlich unproblematisch.
  • Lediglich bügelfreie Kleidungsstücke können manchmal Formaldehyd abgeben. Dieser Stoff steht im Verdacht, bei chronischer Belastung in hohen Dosen krebserregend zu wirken, und es kann Allergien begünstigen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte daher bügelfreie Produkte meiden.
  • Viele als antibakteriell angepriesenen Kleidungsstücke sind mit Bioziden oder Nanosilber ausgerüstet. Unliebsame Folgen können allergische Reaktionen und die Beeinträchtigung der hauteigenen Bakterienflora sein. Aus gesundheitlicher Sicht ist es daher besser, auf antibakterielle Kleidung zu verzichten.

10 praktische Tipps für Eltern

Wer keine ausdrücklich ökologisch einwandfrei produzierte Ware kauft, sollte zumindest folgende Hinweise beachten:

 

  1. Junge Haut ist weniger belastbar als ältere Haut. Kaufen Sie deshalb für Babys und Kinder Unterwäsche, die nicht oder nur hell gefärbt ist.
  2. Der Pflegehinweis „separat waschen“ ist ein Indiz für geringe Farbechtheit. Verzichten Sie deshalb auf diese Textilien, wenn Ihr Kind empfindlich reagiert.
  3. Naturfasern haben den Vorteil, dass sie nicht mit potenziell allergisierenden Dispersionsfarben gefärbt werden. Sicherheit geben vor allem mit GOTS zertifizierte Ökotextilien oder der Ökotex Standard 100, bei dem die Verwendung von gefährlichen Stoffen stark begrenzt ist (siehe dazu Liste mit „Gütesiegeln“ in der aktuellen Publikation von „Die Umweltberatung“)
  4. Beim Kauf von Kleinkinderbekleidung sollte auf Aufdrucke verzichtet werden, da gerade beim Druck zusätzliche Additive, Polymere, Weichmacher und Kleber eingesetzt werden, die beim Tragen auf die Haut gelangen können.
  5. Es braucht keine keimtötende Kleidung! Üblicherweise reicht einfaches Waschen gegen Bakterien auf der Kleidung aus. Verzichten Sie deshalb im täglichen Gebrauch auf Textilien (Socken, Unterwäsche, aber auch Sportbekleidung oder Shirts bei Kindern), die eine antibakterielle Wirkung, zum Beispiel durch Silber, versprechen.
  6. Ebenso bedenklich: Angaben wie „geruchsfrei“ oder „geruchsarm“ – ein Hinweis auf zusätzliche Chemie in der Kleidung.
  7. Meiden Sie ebenso stark riechende Kleidung. Achten Sie hier auf Ihr gefühl und Ihre Sinne – was übel riecht oder schon beim Kauf Ekel verursacht, tut – trotz waschen – auch meist beim Tragen nicht gut.
  8. Waschen Sie neue Kleidung vor dem ersten Tragen, am besten mehrmals. Das spült mögliche Reste an Chemikalien aus.
  9. Kleidung aus Secondhand-Läden ist oft weniger belastet, da sie meist schon oft gewaschen wurde. Aber auch da sollten Sie auf die Angaben auf dem Etikett achten (falls es noch vorhanden oder lesbar ist).
  10. Kaufen Sie bevorzugt fair produzierte Kleidung – die meist auch höhere Ansprüche an die Stoffqualität hat.

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Insgesamt 0 Beiträge

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein, um Zugriffe darauf zu analysieren, Ihre bevorzugten Einstellungen zu speichern und Ihre Nutzererfahrung zu optimieren. weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close