Einnässen/Bettnässen
Wenn ein Kind nach seinem fünften Geburtstag noch regelmäßig einnässt, ohne dass es dafür eine organische Ursache gibt, sprechen Mediziner von Enuresis. Sie kann auch bei Kindern auftreten, die schon trocken waren. Gelegentliche „Unfälle“ kommen auch bei Älteren vor und sind kein Grund zur Besorgnis.
Die häufigste Form ist das Einnässen während der Nacht (Bettnässen, Enuresis nocturna), bei manchen Kindern tritt es aber auch tagsüber auf, manchmal ausschließlich, manchmal zusätzlich zum Bettnässen. In den meisten Fällen ist Einnässen anlagebedingt, das heißt, es gibt keine äußere Ursache. Im Laufe der Zeit geben sich die Probleme fast immer. Seltener spielen besondere Belastungen eine Rolle, etwa Umzug, Geburt eines Geschwisterchens oder eine zu frühe und rigide Sauberkeitserziehung.
Auch Harnwegsinfektionen, Verstopfung, Fehlbildungen der Harnwege oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes können dazu führen, dass ein Kind einnässt. Liegt dem Problem eine gestörte Blasenfunktion (zum Beispiel eine überaktive Harnblase) zugrunde, haben die Kinder meist auch tagsüber Schwierigkeiten rechtzeitig auf die Toilette zu kommen.
Welche Symptome können sich bemerkbar machen?
Unwillkürliches Einnässen nach dem fünften Geburtstag über länger als drei Monate, bei unter Siebenjährigen mindestens zweimal, bei über Siebenjährigen mindestens einmal pro Monat.
Wann muss das Kind zum Arzt?
Bei Gelegenheit, wenn Ihr Kind im Sinne dieser Definition einnässt.
In den nächsten zwei bis vier Wochen, wenn ein Kind wieder regelmäßig einnässt, obwohl es vorher schon trocken war und dies nicht durch veränderte Lebensumstände erklärbar ist.
Am nächsten Tag, wenn ein Kind große Mengen Urin lässt, auffällig viel trinkt und sich sein Allgemeinbefinden in letzter Zeit verschlechtert hat (Hinweis auf Diabetes).
Im Laufe des Tages, wenn ein Kind einnässt, nachdem es vorher trocken war, und gleichzeitig Fieber oder neu aufgetretene Beschwerden beim Wasserlassen hat (Hinweis auf Harnwegsinfektion).
So hilft der Arzt
Er behandelt gegebenenfalls die Grunderkrankung (Verstopfung, Harnwegsinfekt). Bei lediglich nächtlichem Einnässen bei einem vorher noch nicht trockenen Kind rät er oft zum Abwarten, mindestens bis zum sechsten Geburtstag. Ist eine Behandlung nötig, hat sich ein Stufenplan bewährt. Er reicht von allgemeinen Hilfen (zum Beispiel Selbstwertgefühl des Kindes zu unterstützen) über spezielle Verhaltenstherapien bis zu Medikamenten. Für besondere Anlässe (Klassenfahrt, Übernachtung bei Freunden) kann die nächtliche Blasenentleerung unterdrückt werden. Liegt dem Einnässen eine Fehlbildung zugrunde, ist eventuell eine Operation sinnvoll. Blasenfunktionsstörungen kann ein Kinderurologe diagnostizieren und behandeln.
Was Eltern selbst tun können
Eltern sollten darauf achten, dass aus dem Einnässen nicht größere Probleme wie ein schlechtes Selbstwertgefühl oder seelischer Rückzug entstehen. Bettnässen ist eher ein Symptom als eine Krankheit, weder Eltern noch Kinder sollten sich dafür genieren.
Zitate
„Bettnässen gilt als das zweithäufigste Kinderleiden nach Allergien. Viele Eltern und Kinder scheuen aus Scham den Gang zum Arzt, deshalb vermutet man auch eine hohe Dunkelziffer. Wenn die Situation allerdings zur Belastung für die Kleinen wird, sollte man ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Denn nur der Arzt kann feststellen, ob Bettnässen behandlungsbedürftig ist.“
Zusatzinformationen
Bettnässen kann eine Entwicklungsverzögerung sein, die mit einem bestimmten Botenstoff des Körpers, dem antidiuretischen Hormon, kurz ADH, zusammenhängt. Es sorgt dafür, dass der Körper nachts weniger Urin bildet und Harndrang den Schlaf seltener stört. Bei Enuretikern funktioniert dieser hormonelle Tag-Nacht-Rhythmus (noch) nicht.