Ess-Störungen
Unter Ess-Störungen im engeren Sinne versteht man die Magersucht und die Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Sie treten vor allem bei weiblichen Jugendlichen auf, in den letzten Jahren ist aber auch die Zahl der essgestörten Jungen gestiegen. Eine Magersucht beginnt oft mit einer Diät; die Betroffenen fasten jedoch weiter, wenn das Zielgewicht erreicht ist, sodass ihr Körpergewicht rapide abfällt. Hauptkennzeichen der Bulimie sind mit Scham und Schuldgefühlen verbundene Heißhungeranfälle. Danach führen die Betroffenen absichtlich Erbrechen herbei, um ihr Gewicht zu halten. Im Gegensatz zu Magersüchtigen empfinden Bulimiker sich als krank und leiden sehr. Ess- Störungen treten oft nicht isoliert auf, sondern sind begleitet von Depressionen, Zwängen, Ängsten und Süchten. Dies kann Ausdruck einer konfliktbeladenen Familiensituation oder von Traumatisierungserfahrungen sein. Die Therapie ist langwierig, die Prognose oft nicht gut, Todesfälle kommen vor. Und über ein Drittel der Betroffenen leidet im späteren Leben an psychiatrischen Erkrankungen. Entscheidend ist die rechtzeitige und konsequente Therapie, in Ausnahmefällen auch gegen den Willen des Kindes.
Welche Symptome können sich bemerkbar machen?
Magersucht: erhebliche Gewichtsabnahme, keine Teilnahme an Familienmahlzeiten oder essen nur minimale Mengen, Angst vor Gewichtszunahme; oft großer Ehrgeiz in der Schule oder im Sport; Ausbleiben der monatlichen Regelblutung.
Bulimie: Heißhungeranfälle (vielfach werden heimlich riesige Essensmengen verschlungen) gefolgt von Erbrechen (auffällig lange Toilettengänge); oft lange Zeit unbemerkt.
Wann muss das Kind zum Arzt?
In den nächsten Tagen, wenn Sie bei Ihrem Kind eine Magersucht oder Bulimie vermuten. Wenn ein Kind eine gestörte Körperwahrnehmung hat: Es erlebt und beschreibt seinen Körper fernab von jeder Realität als zu dick, hässlich oder unproportioniert.
Im Laufe des Tages, wenn ein Kind in letzter Zeit erheblich abgenommen hat und nun unübersehbar körperliche Beschwerden (etwa Kreislaufprobleme) bekommt.
So hilft der Arzt
Er wird in jedem Fall eine Psychotherapie verordnen (Verhaltenstherapie, Familientherapie, schwere Fälle werden oftmals stationär behandelt). Ausgeprägte Formen der Magersucht mit fortschreitendem Gewichtsabfall oder Störungen des Salz- und Wasserhaushaltes sind lebensbedrohlich. Betroffene müssen stationär aufgenommen und häufig für einige Zeit künstlich ernährt werden. Psychopharmaka spielen zum Teil eine begleitende Rolle.
Was Eltern selbst tun können
Wenn Sie eine Magersucht vermuten, nehmen Sie die Erkrankung ernst – das Kind wird es nicht tun. Stellen Sie in der Familie – unter Einbeziehung der Geschwister, Großeltern und anderer Bezugspersonen – Einigkeit über mit dem Arzt vereinbarte Maßnahmen her.
Zusatzinformationen
Die Möglichkeiten für Eltern bei Essstörungen zu helfen, sind begrenzt. Holen Sie sich Rat und Unterstützung bei einer Beratungsstelle, einem Psychotherapeuten oder Arzt. Wegschauen ist keine gute Strategie! Gerade die Magersucht ist eine potenziell tödliche Krankheit.