Mama, hat der Osterhase auch Kinder?
Der Glaube an den Osterhasen ist für Kinder ein schönes Erlebnis. Sie lieben es, nach Geschenken zu suchen und sich der Hoffnung hinzugeben, vielleicht noch eine Schwanzspitze von ihm zu sehen. Wie erfahren Kinder die Wahrheit über den Osterhasen?
Ich schwöre, dass ich als Kind den Osterhasen gesehen habe! Mit fünf Jahren stand ich am Ostersonntag heimlich am frühen Morgen hinter dem Vorhang und sah in den Garten hinaus. Ich wollte unbedingt beobachten, wie der berühmte Hase die Geschenke versteckt. Doch kein Häschen weit und breit. Plötzlich bemerkte ich einen hellbraunen Blitz, der schnell hinter dem nächsten Baum verschwand. Ich sah auch so etwas wie einen buschigen Schwanz, aber niemand außer den Eltern hat mir geglaubt. Doch das war mir völlig egal – ich hatte den Osterhasen gesehen!
Ich weiß auch noch, dass ich unbedingt wissen wollte, ob er eine Frau und Kinder hat. Meine arme Mutter musste mir also seine Familienverhältnisse erklären. Ihrer Aussage nach wohnt der Osterhase in Hasenhausen. Das ist ein Ort, den wir Menschen nicht finden können, der aber auf jeden Fall existiert. Er ist sehr glücklich verheiratet und hat drei süße Hasenkinder. Jedes Jahr zu Ostern macht er sich auf die lange Reise rund um die Welt, um den Kindern Geschenke zu bringen. Dabei fliegt er auf einem Hasomobil durch die Lüfte. Ich erinnere mich, wie fasziniert ich damals von dieser Geschichte war. Und immer wieder suchte mein Blick den Himmel ab, um den Osterhasen auf seinem Gefährt zu sehen.
Meine Freundin sagt, es gibt keinen Osterhasen. So ein Blödsinn!
Hannah, 5
Der Osterhase ist hellbraun und hat ein urliebes Gesicht – seine Augen sind komischerweise blau.
Markus, 4
Woher kommt eigentlich der Hase zum Osterfest?
Das ist bis heute nicht wirklich geklärt. Aber bereits auf einem Sakramentarblatt zur Osterliturgie aus dem 12. Jahrhundert sind Initialen enthalten, die mit einem Hasen verziert sind. Das Brauchtum rund um den Osterhasen entstand vor mehr als 300 Jahren in der Pfalz, dem Elsass und am Oberrhein. Als Eierbringer wird der Osterhase erstmals nach alten Aufzeichnungen in Zürich erwähnt. Schließlich setzte sich im 19. Jahrhundert der Hase als ein Symbol für Ostern durch. Nicht in jedem christlichen Land gibt es einen Osterhasen. So existiert in Finnland zum Beispiel der Glauben, dass an Ostern Hexen unterwegs sind, wie bei uns in der Walpurgisnacht. Dann ziehen Kinder verkleidet von Tür zu Tür, sammeln Süßigkeiten und machen Lärm, um Schnee und Eis zu vertreiben. In Australien bringt ein Beuteltier namens „Bilby“ die Eier, weil Hasen und Kaninchen dort wegen einer Plage nicht besonders beliebt sind. In Neuseeland gibt es ein ähnliches Problem. Dort wurde sogar die grausame „Osterhasenjagd“ eingeführt: Das ganze Osterwochenende dürfen Jäger auf Hasen und Kaninchen Jagd machen, weil die Tiere sich sonst zu schnell vermehren.
Ich will wissen, wie er alle diese Geschenke tragen kann. Der ist doch so klein!
Helmi, 4
Zu uns kommt er in der Nacht, damit ihn niemand sieht. Sonst läuft er nämlich davon und lässt keine Geschenke da.
Lilli, 3
Können Kinder vom Osterhasen etwas lernen?
Lebens- und Sozialberaterin Ulrike Kriegler: „Er möchte den Kindern vermitteln, dass es im Leben darum geht, immer wieder die Richtung zu ändern, oder auch aufmerksam bei einer Sache zu bleiben, rasch zu reagieren, wenn es darauf ankommt, zu genießen und das Leben in seiner ganzen Schönheit zu erkennen. Natürlich verlieren wir irgendwann den Glauben an den Osterhasen. Aber wer sich eine Gewissheit daran erhält, dass es Wesen gibt, die uns beschützen, hat stets die Möglichkeit in schwierigen Zeiten darauf zu vertrauen. Vielleicht existiert ja neben der uns bekannten auch eine unsichtbare Welt, die bedacht ist, uns zu unterstützen und zu begleiten.“ In Island glauben die Menschen so stark an Elfen, Trolle und eben auch den Osterhasen, dass sie Straßen verlegen und Kurven bauen, um deren Lebensbereiche nicht zu stören. Für viele von uns mag das seltsam klingen. Aber vielleicht hilft der Glaube an gute Geister, die in Krisensituationen „da“ sind ja wirklich. Wer weiß.
Also ich bin jetzt nicht sicher, ob es ihn wirklich gibt. Aber wer versteckt dann die Sachen?
Arthur, 6
Mama sagt, der Osterhase hat auch selber Kinder. Aber wer schenkt denen dann was, wenn er unterwegs ist?
Garda, 4
Gibt es überhaupt einen Osterhasen?
„Warum bringt ein Hase Eier? Normalerweise legen doch Hühner Eier. Und warum sind die Eier bunt? Wie kann ein Hase so viele Eier tragen und wie kann er Geschenke kaufen und transportieren?“ Irgendwann ist es so weit und Kinder stellen genau solche Fragen. In welchem Alter man Kindern sagen soll, dass es den Osterhasen in Wahrheit überhaupt nicht gibt, ist sehr schwierig. Den richtigen Zeitpunkt dafür gibt es nicht. Eltern sollten sich nach dem Wissensdrang und der geistigen Entwicklung ihres Kindes richten. Und solange das Kind noch an den Osterhasen glaubt, sollten sie es in diesem Glauben lassen. Stellt das Kind jedoch deutliche Fragen, können Eltern ihm die Wahrheit sagen. Jetzt kommt also der Osterhase. Wenn dann noch das Wetter passt, Blumen blühen und die bunten Ostereier aus dem Gras herausblinzeln, dann ist es ein herrliches Gefühl. Noch mehr Spaß macht es, wenn man auf der Lauer liegt, um dem Osterhasen auch zu begegnen. Davon träumen alle Kinder und manche behaupten auch, dass es ihnen geglückt ist. Ich, zum Beispiel.
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