Moms only

„Mein Mann sagt, ich bin eine Drama-Queen“

Es gibt Frauen, die aus jeder Kleinigkeit ein Riesendrama machen und damit die Partnerschaft, ihre Kinder und sich selbst belasten. Was sind die Gründe für dieses Verhalten und wie kann allen Beteiligten geholfen werden?

Es war einmal ein kleines Mädchen, das von seinen Eltern nicht genug Liebe und Aufmerksamkeit bekam. So sehr das Kind sich auch bemühte, es war nie gut genug. So fühlte es sich wenigstens an. Dann machte das kleine Mädchen einmal die Erfahrung, dass es mehr beachtet wurde, als es von „gaaanz“ aufregenden Erlebnissen erzählte. Und so gewöhnte es sich an, dramatische Dinge zu berichten. Plötzlich gab es immer Leute, die zuhörten. Für den Augenblick fühlte das Mädchen sich besser.

Aber das Loch in seinem Herzen, das Gefühl, nicht gut genug zu sein, so wie sie war, das blieb. Aus dem kleinen Mädchen wurde eine Frau. Sie erzählte auch weiterhin dramatische Geschichten, denn irgendwie gab es in ihrem Leben immer etwas Aufregendes. Sie lernte auch, sich dramatisch zu verhalten und zog so viel Aufmerksamkeit auf sich. Aber das Loch heilte immer noch nicht.

Eine Drama-Queen fasziniert ihr Umfeld und überfordert es gleichzeitig

Immer wieder stehen Mann und Kinder vor der Frau und Mutter, deren Stimmung schneller wechselt, als man mit einer Fernsteuerung switchen könnte. Sie ist zwar niemals langweilig, aber in ihren oft nicht nachvollziehbaren Ausbrüchen auch irritierend. Alles, was sie erlebt, hat für sie einen extrem hohen Gefühlslevel. Ihre Emotionen sind wie Milch, die überzukochen droht. Und die sich schließlich in einem großen Schwall über die Bühne der „Öffentlichkeit“ ergießt. Drama-Queens lieben die Theatralik, die großen Auftritte und Inszenierungen. Schreien, Weinkrämpfe, Wutausbrüche, Begeisterungsorkane und manchmal auch Selbstmorddrohungen sind an der dramatischen Tagesordnung. Die Stärke ihrer emotionalen Ausbrüche ist im Verhältnis zum Anlass oft unangemessen und überzogen. Aber genau das sind ihre Empfindungen in diesem Moment.

Liebe Drama-Queen wäre es nicht auch für Sie besser, ein wenig zurückzuschalten?

Ihr Mann wird Ihnen trotzdem Aufmerksamkeit schenken und für die Kinder ist ein emotional verlässlicheres Zuhause auf jeden Fall besser. Sie werden immer temperamentvoll bleiben, aber hier ist weniger eindeutig mehr.

→ Machen Sie sich klar, dass Ihre Sucht nach Aufmerksamkeit aus der Kindheit kommt und heute unspektakulärer befriedigt werden kann.
→ Praktizieren Sie Entspannungstechniken – das ist Balsam für Ihren Adrenalinspiegel und den Ihrer Familie.
→ Wie wäre es mit einem Schauspielkurs als Hobby?
→ Hören Sie bewusst auch die leisen Töne in sich. Kein Orchester klingt stimmig, wenn nur die Pauken dröhnen.

Und bitte bedenken Sie: Das Loch in Ihrem Herzen wird erst dann heilen, wenn Sie erkennen, dass im Endeffekt nur Sie selbst sich die beständige Liebe und Aufmerksamkeit geben können, nach der Sie sich so sehnen.

"Manchmal kochen meine Gefühle eben hoch!" (Claudia, 38 - Partner Michael, 45, Wien)

„Ich weiß, dass ich eine Drama Queen bin“. Wenn etwas passiert, was mich berührt, dann kochen meine Gefühle sehr stark hoch. Das kann Ärger, Trauer, Sorge, aber auch Positives wie Liebe oder Freude sein. Es muss dann raus, ich muss es aussprechen, erzählen, loswerden. Sonst platze ich. Ich rede wie ein Wasserfall, ich schmücke die Erzählung aus, ich finde Beispiele, um das Erlebte für andere nachvollziehbar zu machen. Eine Bekannte hat das mal kommentiert mit „I‘ll get over it, but I have to be dramatic first!“ („Ich werde darüber hinwegkommen, aber zuerst muss ich dramatisch reagieren!!“). Wenn etwas schwierig oder unangenehm ist, muss ich mir emotional Luft machen. Und was ich dann überhaupt nicht benötige, sind weise Tipps. Ich brauche eher Bemerkungen wie „Wow, da ist dir aber etwas Außergewöhnliches passiert!“, weil ich mir die Lösungen meistens eh schon überlegt habe.

Meine Umwelt ist angesichts meiner dramatischen Art manchmal fassungslos, manchmal freuen sie sich mit mir, manchmal sind sie genervt. Das hängt wohl davon ab, wie viel ich übertreibe und wie viel sie nachvollziehen können. Ob ich das ändern will? Die Frage ist: „Kann ich das ändern? Ist meine Freude dann immer noch so stark? Empfinde ich meine Liebe immer noch so tief?“ Aber die negativen Emotionen abzuschwächen, damit sie nicht so stark nach außen müssen, das wäre schon ganz angenehm. Mein Mann Michael geht mir mit seinen unterdrückten Gefühlen auf die Nerven. Und damit fördert er wieder die Drama–Queen in mir, wenn er auf „nix fühlen, nix sehen, nix reden“ macht. Ich bin auch überzeugt davon, dass die nicht gelebten Gefühle sein System verstopfen. Er sagt, dass er meine Drama–Auftritte als unangenehm, affektiert und überzogen empfindet und meint, dass es nur nervt. Das hat mich schon verletzt. Dann hat er aber – zu seinem Glück – doch gemeint: „Wenn du bei Freude überschäumst, finde ich das schon toll. Und im Endeffekt liebe ich dich, so wie du bist. An einer positiveren Verarbeitung von negativen Situationen oder Erlebnissen arbeiten wir gemeinsam.“

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Insgesamt 0 Beiträge

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein, um Zugriffe darauf zu analysieren, Ihre bevorzugten Einstellungen zu speichern und Ihre Nutzererfahrung zu optimieren. weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close