Gesundheit

Mental Load: MAM startet Initiative für faire Verteilung von Care-Arbeit

Unbezahlte Care-Arbeit ist weiblich. Frauen übernehmen 40-50 Prozent mehr der Aufgaben als Männer. Um auf die Unverhältnismäßigkeit aufmerksam zu machen, startet die österreichische Babyartikelmarke MAM jetzt die Initiative #EqualCareEqualShare. Wie kann sich die ungleiche Verteilung ändern? Was können wir der nächsten Generation mitgeben? Diese und zahlreiche weitere Fragen diskutierten Psychotherapeutin und Mental Load-Beraterin Barbara Schrammel vom Verein Frauen* beraten Frauen*, Buchautorin Evelyn Höllrigl sowie Hebamme Erika Heimhilcher gemeinsam mit der österreichischen Babyartikelmarke MAM zum Auftakt bei einem Expert:innen-Gespräch.

 

Das heimische Familienunternehmen MAM verfolgt seit 1976 die Mission, Babys Entwicklung optimal zu unterstützen sowie den Babyalltag für Eltern einfacher zu machen. Dazu gehört für das Unternehmen auch, Impulse zu setzen und gesellschaftlich relevante Themen anzusprechen. Beim Auftakt-Event zur aktuellen Initiative #EqualCareEqualShare beleuchteten Expert:innen, wie sich die ungleiche Verteilung der unbezahlten Care-Arbeit ändern und damit dem Mental Overload vorgebeugt werden kann. „Dass Familien und Sorgegemeinschaften für alle Mitglieder gut funktionieren, hängt davon ab, wie Alltagsaufgaben gesehen und erledigt werden. Das Sichtbarmachen der vielen unbezahlten Tätigkeiten ist der erste Schritt, um Geschlechtergerechtigkeit herzustellen“, sagt Georg Ribarov, Market Manager bei MAM. 

 Care-Arbeit und Mental Load sind weiblich 

Windeln wechseln, Fläschchen wärmen, stillen, Schnuller suchen, zur Kinderärztin fahren, Einschlafbegleitung, anziehen, beruhigen, vorlesen, trösten, spielen … die Liste der Care-Arbeit von Eltern ist schier endlos. „Unter Mental Load verstehen wir die psychische Belastung, die durch das Organisieren von unsichtbaren Alltagsaufgaben entsteht. Dass hinter der geputzten Küche, dem gefütterten Baby und der gewaschenen Kleidung sehr viel Arbeit, aber auch Sorge steckt, wird viel zu oft nicht gesehen“, erklärte Psychotherapeutin und Mental-Load-Beraterin Barbara Schrammel. Die Expertin tritt dafür ein, Aufgaben sichtbar zu machen, um in Partnerschaften die Zuständigkeiten fair zu verteilen. Und in den meisten österreichischen Familien sind es nach wie vor die Mütter, die den Löwinnen-Anteil der Care-Arbeit erledigen. In verschiedengeschlechtlichen Lebensgemeinschaften leisten Frauen in Österreich im Schnitt 43 Prozent mehr der unbezahlten Care-Arbeit – der Rattenschwanz an Mental Load-Aufgaben noch nicht miteinberechnet. In ländlichen Gebieten ist die unbezahlte Care-Arbeit noch ungleicher verteilt als in der Stadt. Während Frauen in den Städten um etwa 40 Prozent mehr der unbezahlten Tätigkeiten übernehmen, ist es in kleineren Städten und Vororten ein Plus von fast 50 Prozent.

 

Sorgearbeit ist weiblich – warum eigentlich? 

Die Antwort liegt laut Expert:innen in der Sozialisation. Erziehung, Rollenvorbilder, Werbung, Verwandtschaft, Freund:innen und Co.: Kinder erleben jeden Tag, welche Erwartungen und Aufgaben an Frauen und Männer gestellt werden. Dabei sehen sie oftmals: Sorgearbeit wird von Frauen geleistet. „Dabei ist Kümmern menschlich und Elternschaft ein Prozess, der erlernt werden muss – von beiden Geschlechtern. Es gibt erwiesenermaßen weder einen sogenannten ‚Mutterinstinkt‘, noch andere Eigenschaften, die Frauen zur Care-Arbeit prädestinieren“, kommentiert Autorin Evelyn Höllrigl. „Veränderung beginnt immer im Kleinen. Das heißt, Bewusstsein fängt schon bei der Sprache an“, so die Expertin. Dass der Mikrofeminismus, also kleine Gesten und Aktionen wie das generische Femininum, ein Baustein auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Care-Arbeit ist, unterstrich auch Hebamme Erika Heimhilcher: „Wir sprechen von der Krankenschwester und gehen gleichzeitig zum Arzt. Die ungleiche Verteilung der Alltagsaufgaben spiegelt sich auch in der Sprache wider. Das macht etwas mit uns. Um Bewusstsein zu schaffen, müssen wir bewusster kommunizieren.“ 

 

Care-Arbeit geht beide etwas an: Drei Schritte zur gerechten Verteilung 

Wie gelingt nun eine faire Verteilung des Mental Loads innerhalb der Familie? Der erste Schritt ist das Schaffen von Bewusstsein für die unsichtbare Denkarbeit u.a. durch das Besuchen von Workshops und gezieltes Informieren. Mental Load-Listen decken Aufgaben sowie Verantwortlichkeiten in der Familie auf. Zuletzt folgt der Austausch und das Gespräch der Partner:innen, bei dem Verantwortungen ganz bewusst verteilt werden. Dabei hat die Mental Load Expertin Schrammel einen wichtigen Tipp: „Fangen Sie klein an und verteilen Sie nur eine Aufgabe, zum Beispiel Bad putzen. Dann sprechen Sie darüber und einigen sie sich: Welche Einzeltätigkeiten gehören alle dazu? Wie oft soll es geschehen? Was wird dazu benötigt? Woran gilt es zu denken?“ Gerechte Verteilung von Mental Load kann ein Prozess sein, der im Familiensystem komplex ist. 

Mental Load-Pass: Gerechte Verteilung prüfen und verändern 

Genau in diese Kerbe schlägt MAM mit der Initiative #EqualCareEqualShare und präsentierte den Mental-Load-Pass. Angelehnt an den Eltern-Kind-Pass soll der Mental-Load-Pass dabei helfen, die vielen unsichtbaren Denkaufgaben, die täglich auf Eltern einprasseln, sichtbar zu machen. Denn nur, wenn Tätigkeiten sichtbar sind, können sich Eltern gegenseitig entlasten und die täglichen Aufgaben besser verteilen. „Wie Familien die Alltagspflichten untereinander aufteilen, ist natürlich individuell. Wichtig ist, darauf zu schauen, dass alle Mitglieder aufeinander achten und sich gegenseitig entlasten. Gemeinsam lässt sich der Baby- und Kinderalltag einfach leichter meistern. Care-Arbeit geht alle etwas an! #EqualCareEqualShare!“, plädiert Ribarov abschließend. 

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