Gesundheit

Nahrungsergänzungsmittel für Kinder ? Nicht nötig!

Nahrungsergänzungsmittel scheinen die ideale Lösung für eine optimale Nährstoffversorgung zu sein, wenn Kinder sich einseitig ernähren. In den meisten Fällen sind sie aber nicht notwendig. Sie können sogar gesundheitlich bedenklich sein.

 

Ja, es gibt sie, die Kinder, die mit Genuss Karottensticks, Gurkenscheiben und Apfelspalten verspeisen. Die am liebsten Vollkornbrot essen, nichts gegen Linseneintopf und grünen Salat haben und die nicht jedes Stückchen Gemüse fein säuberlich aus dem Essen picken und an den Tellerrand schieben. Es gibt aber auch die Kinder, die gar kein Gemüse essen, dafür am liebsten Nudeln mit Butter und das jeden Tag, und denen nur Salami aufs Weißbrot kommt. ‚Ist das noch gesund?‘, fragen sich Eltern besorgt. ‚Wie wird mein Kind mit allen nötigen  Nährstoffen versorgt, wenn es beim Essen so wählerisch ist und kaum ‚Gesundes‘ zu sich nimmt?‘ Nahrungsergänzungsmittel scheinen in diesem Fall eine ideale Lösung zu sein. Die gibt es auch speziell für Kinder. Sie versprechen eine optimale Versorgung mit Vitaminen und anderen Nährstoffen – für ein besseres Immunsystem und mehr Leistungsfähigkeit in der Schule. Vor allem im Herbst, wenn die Schule wieder beginnt und Erkältungskrankheiten zunehmen, erwarten sich Eltern von Vitaminen und Mineralstoffen in hochkonzentrierter Form mehr Energie und Gesundheit für ihr Kind.

Keine Arznei- sondern Lebensmittel

Nahrungsergänzungsmitteln sind einfach und fast überall zu bekommen. Man kann sie im Supermarkt, im Drogeriemarkt  oder in der Apotheke kaufen oder im Internet bestellen. Sie gelten als Lebensmittel, nicht als Arzneimittel, auch wenn sie in Form von Tabletten, Säften, Brausetabs oder Kapseln angeboten werden. Sind sie wirklich eine sinnvolle Möglichkeit, um die Nährstoffversorgung zu gewährleisten? Die Empfehlungen von Experten sind eindeutig: So verlockend die vielen bunten Produkte für Kinder auch sind,  sie können keine abwechslungsreiche Ernährung ersetzen. Und: Im Normalfall brauchen Kinder keine Nahrungsergänzungsmittel.

In einer Landzeitstudie zum Ernährungsverhalten von Kindern, der EsKiMo II Studie, hat das deutsche Robert Koch  Institut vor einigen Jahren festgestellt, dass (deutsche)  Kinder zwar im Allgemeinen zu wenig Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, dafür aber zu viel Wurst und Wurstwaren essen. Die Nährstoffversorgung ist aber dennoch insgesamt ausreichend. Bei Nährstoffen wie Folat, Vitamin D, Eisen oder Calcium werden die empfohlenen Mengen zwar nicht gänzlich erreicht. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass hier ein Mangel vorliegt. Die Empfehlungen sind diesbezüglich nämlich recht gro.zügig bemessen.

Überdosierter Nährstoffgehalt

Eltern müssen sich also nicht grundsätzlich Sorgen machen, ihr Kind könnte an einem Nährstoffmangel leiden. Haben sie aufgrund des schlechten Essverhaltens ihres Kindes oder Krankheitsanfälligkeit tatsächlich eine solche Befürchtung oder ernähren sie ihr Kind vegan, sollten sie nicht planlos zu irgendwelchen Mitteln greifen. Lieber deswegen einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, die, falls notwendig, gezielt Präparate empfehlen. Abgesehen davon, dass Nahrungsergänzungsmittel in vielen Fällen nicht notwendig sind, ist ihre Wirkung oft nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Gilt also zumindest der Grundsatz: ‚Wenn sie schon nichts nutzen, schaden Nahrungsergänzungsmittel wenigstens nicht?‘ Ganz so einfach ist es nicht. Auch wenn sich der gesundheitliche Nutzen von Supplementen in Grenzen halten mag, ein Schaden für die Gesundheit ist durchaus möglich. Eine Studie des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) hat festgestellt, dass viele der Präparate für Kinder überdosierten  Nährstoffgehalt aufweisen. Das muss nicht, kann aber problematisch sein. Bei wasserlöslichen Vitaminen wie Vitamin C kommt eine Überdosierung eher selten vor, weil vom Körper nicht verwertbare Überschüsse mit dem Harn ausgeschieden werden. Fettlösliche Vitamine, wie A, D oder K werden hingegen in der Leber oder im Fettgewebe gespeichert. Das kann gesundheitliche Folgen haben.

 

 

Kindersicher aufbewahren

„Deshalb sollte man sich immer genau an die Dosierempfehlungen halten“, sagt Angela Tichy vom VKI, „sowie die Mittel kindersicher aufbewahren, damit Kinder sie nicht auf einmal verzehren, wenn sie sie in die Finger bekommen.“ Denn die Präparate sehen in vielen Fällen aus wie herkömmliche Süßigkeiten und schmecken auch süß. „Die Produkte sind natürlich so gemacht, dass Kinder von ihrem Design angesprochen werden“, sagt Tichy. Vitamine gibt es in Form von Gummibärli, Autos, mit starken  Superhelden auf der Packung oder süßen Drachen. Superhelden und Drachen hin oder her: „Wir empfehlen, auf Nahrungsergänzungsmittel zu verzichten. Gesunde Kinder – übrigens ebenso wie gesunde Erwachsene – brauchen sie nicht.

Noch mehr Wissenswertes

Mit einer abwechslungsreichen Ernährung sind Kinder normalerweise gut mit Nährstoffen versorgt. Aber auch Bewegung an der frischen Luft ist wichtig: Vitamin D etwa wird hauptsächlich durch Sonnenlicht  über die Haut gebildet.

Nahrungsergänzungsmittel sollten immer kindersicher aufbewahrt werden.Bei kinderspezifischen Produkten ist die Verwechslungsgefahr mit herkömmlichen Süßigkeiten besonders groß.

Beim Erwerb im Internet sollte man darauf achten, nur von seriösen Anbietern zu bestellen.

Da Nahrungsergänzungsmittel keine Arzneimittel sind, dürfen Hersteller nicht damit werben, dass sie Krankheiten  vorbeugen oder lindern. Aussagen auf den Präparaten wie ‚Unterstützt die Abwehrkräfte‘ sind deshalb sehr allgemein gehalten.

Vor der Verabreichung kann man sich fragen: Vermittle ich meinem Kind, dass man auf künstliche Präparate setzen muss, um die Gesundheit zu fördern?

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