Neue Studie zu Islam-Kindergärten
Forscher der Universität Wien und der FH Campus Wien fanden keine Belege für islamische Indoktrinierung in Wiener Kindergärten.
Knapp vor Weihnachten 2017 präsentierten Forscher der Universität Wien und der Fachhochschule Campus Wien eine lange erwartete Studie zu Wiener Islam-Kindergärten, die vom Integrationsministerium und der Stadt Wien in Auftrag gegeben wurde. Zweck der Studie war die Überprüfung der durch den Religionspädagogen Ednan Aslan gemachten Vorwürfe, es geben islamistische Indoktrinierung von Kindern in islamischen Kinderbetreuungseinrichtungen.
Weniger Relgion in Kindergärten
Im Gegensatz zu Aslan fand das sechsköpfige Forschteam keine Belege, dass Kinder mit islamistischen Ideen in den entsprechenden Kinderbetreuungseinrichtungen indoktriniert wurde. Ganz im Gegenteil, konstatieren sie doch, dass seit Aslans umstrittener Studie und der darauf folgenden hitzigen öffentlichen Debatte Religion zunehmend aus den Kindergärten gedrängt werde, auch aus solchen, die islamische Betreiberorganisationen aufweisen. Viele davon hätten, so die Studienautoren, von sich aus alle Bezüge zur Religion gekappt oder seien von der Aufsicht darauf hingewiesen worden.
Ausgrenzung statt Abspaltung
Auch den Vorwurf, dass islamische Kindergärten zur Bildung einer Parallelgesellschaft betrügen, konnten die Studienautoren nicht bestätigen. Es gebe, so die Autoren, zwar Exklusionstendenzen, allerdings gehen diese weniger von islamischen Kindergärten aus, denn diese Einrichtungen seien oft Sammelbecken für Kinder aus Familien, die in anderen Kinderbetreuungseinrichtungen keinen Platz finden. Was auffällt, so die Autoren, ist der Mangel an ausreichend qualifiziertem Personal, das gelte aber für alle Kinderbetreuungseinrichtungen, egal welcher Konfession. Als dringenden Handlungsschritt empfehlen die Autoren aber, für die Elementarpädagigik einen religionspädagogischen Bildungsplan für den Islam zu erarbeiten.
Sprachförderung dringend notwendig
Ebenfalls bestätigt wurde von den Studienautoren der Bedarf an einer Intensivierung der Sprachförderung. Das sei etwa durch ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr mit gezielter Sprachförderung zu erreichen. Die Politik hat auf die Ergebnisse der neuen Studie bereits reagiert. So hat die Stadt Wien die Zahl der für sprachliche Frühförderung zuständigen Kindergartenpädagiginnen und -pädagogen von 120 auf 250 aufgestockt. Auch Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) will, so der Minister in einer ersten Stellungsnahme, „die pädagogischen Standards in Kindergärten deutlich verbessern, die Ausbildungsstandards erhöhen und einen neuen fundierten Bildungsrahmenplan beschließen.“ Die Einführung von zwei verpflichtenden Kindergartenjahren sieht der Minister als „eine große Chance, die Empfehlungen der Studie umzusetzen.“
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