Räder für den perfekten Fahrspaß
Gerade für Kinder ist es wichtig, sich auf dem Rad wohl zu fühlen – dafür sorgen in erster Linie richtige Größe und geringes Gewicht.
„Zwei bis drei Zentimeter Körpergröße können den Unterschied machen, ob ein Rad passt oder nicht“, erklärt Michael Knoll, einer der Inhaber von Starbike in Wien, der viele Kinder und ihre Eltern beim Radkauf begleitet und berät: „Entscheidend sind beim Rad die richtige Größe und das Gewicht!“ Und er sollte Recht behalten. Als wenig später unser Radtester, der fünfjährige Moritz, von seinem eigenen Rad auf die Testräder umsteigen will, bemerkt er als Erstes die unterschiedlichen Größen, die dazu führen, dass er sich auf einem Rad sofort wohl fühlt oder eben nicht. Er entscheidet sich für ein Cube Cubie 160, gewöhnt sich schnell an die neue Körperhaltung und das neue Handling und dreht schon bald immer schneller seine Runden.
Nicht an der falschen Stelle sparen
Michael Knoll rät Eltern dazu, nicht ein zu großes Rad zu kaufen, um vielleicht eine Größe überspringen zu können, da dies darüber entscheiden kann, ob das Rad ausgiebig genutzt wird oder meist zu Hause bleibt. Bei der Qualität der Räder erzählt er, dass viele Hersteller in den letzten Jahren, angetrieben von Innovatoren wie Woom, Early Rider oder auch Islabikes, aufgeholt haben und Kinderräder nicht mehr als kleine Versionen von Erwachsenenrädern designen, sondern auf die spezifischen Bedürfnisse der kleinen Fahrerinnen und Fahrer eingehen. Es gäbe zwar noch Hersteller, die, um besonders günstige Räder anbieten zukönnen, an Teilen sparen und minderwertige Komponenten verbauen, diese lassen sich aber bei entsprechender Beratung im Fachhandel leicht vermeiden. Die Mehrkosten, die so beim Radkauf entstehen, sind gut investiertes Geld, das dazu führt, dass das Kind lieber mit dem Rad fährt und sicherer unterwegs ist. Eine hohe Nachfrage am Second-Hand-Markt sorgt außerdem dafür, dass sich auch beim Wiederverkauf gute Preise erzielen lassen.
Heimische Innovation
Starbike im zweiten Bezirk führt Kinderräder der Marken Puky, Cannendale, Cube und Stevens. Aus Österreich kommt auch Woom, deren Gründer, Christian Bezdeka und Markus Ihlenfeld, sich vom Start weg ganz auf Kinderräder spezialisiert haben. Bei den superleichten Fahrrädern für Kinder von eineinhalb bis vierzehn Jahren wurde jedes Detail konsequent durchdacht – zu 90 Prozent werden speziell für die Anforderungen von Kindern konstruierte Bestandteile verbaut: seien es Rahmen, Bremsen, Reifen oder auch der Sattel. Christian Bezdeka: „Ich habe die Räder ursprünglich für meine eigenen Söhne entwickelt – das erklärt die Liebe zum Detail. Unsere Mission ist es, Millionen von Kindern die Liebe zum Radfahren zu vermitteln.“
„Ich möchte Eltern mitgeben, dass die Entscheidung für ein Rad mehr ist als ein einmaliger Kauf“, meint Michael Knoll: „Man sollte sich überlegen, welche Ausrüstung noch gut wäre, und sich die Zeit nehmen, sich gemeinsam mit dem Kind mit dem Rad zu beschäftigen.“ Nachdem Fahrräder gerne zum Geburtstag, zu Weihnachten oder zu Ostern verschenkt werden, rät er dazu – auch wenn das die Überraschung mitunter schmälert –, gemeinsame Testtermine im Fachhandel wahrzunehmen oder bei einem Onlinekauf das Rad vor der ersten Ausfahrt durchchecken zu lassen, ob etwa Bremsen und Schaltung richtig eingestellt sind.
Michael Knoll, Starbike Wien
Weg mit den Stützrädern
Für die ersten Fahrversuche empfehlen Knoll, Bezdeka und viele andere den Verzicht auf Stützräder. Kinder, die mit einem Laufrad üben konnten, steigen meist problemlos um. „Aber auch ohne Laufrad-Übung braucht es selten länger als einen Nachmittag, bis Kinder ohne Hilfe Fahrrad fahren“, weiss Michael Knoll aus Erfahrung. Mittlerweile sind auch die großen Sportketten dabei, nachzurüsten, und haben wie Intersport mit Genesis eigene Marken, die auf besonders leichte Räder setzen. Aktuell gibt es außerdem viel neues Angebot an Rad Ausrüstung für Kinder. Michael Knoll sieht hier neben Helmen und Kleidung vor allem Handschuhe und Schutzausrüstung, aber natürlich auch entsprechend bunt designte Lichter, Schlösser und Klingeln.
Von Garmin gibt es eine Kinder-Smartwatch im Disney-Design, mit der auch die kleinen Sportler ihre Bewegung tracken können. Mit immer mehr radbegeisterten Eltern wächst auch die Zahl radbegeisterter Kinder, und die Hersteller reagieren darauf mit ausgefallenen Modellen. Dazu gehören Kinderräder mit Fatbike-Reifen wie das Cujo 24 von Cannondale, Rennräder wie das Junior CX von Stevens oder auch E-Mountainbikes, die es Kindern erlauben, ihre Eltern auf Bergtouren zu begleiten. Die meisten dieser Spezialitäten beginnen bei der 24-Zoll-Größe.
Neben dem falschen Rad gibt es – gerade in der Stadt – noch einen Grund, der Kinder mitunter daran hindert, das Rad nicht nur als Spaß- und Sportgerät zu nutzen: die falsche Infrastruktur. Georg, der Vater von Moritz, sieht im Fahrrad ein ideales Verkehrsmittel für seine beiden älteren Kinder, kann dies aber nicht immer umsetzen: „Die Radwege sind nicht fertig ausgebaut und münden mitunter in große Straßen, die Kinder nicht sicher befahren können. Das hindert sie daran, allein mit dem Rad in die Schule zu fahren“, berichtet er aus Erfahrung. Auch Michael Knoll glaubt, dass bei entsprechender Infrastruktur, wie man sie aus anderen Ländern und Städten wie Holland oder Paris kennt, noch viel mehr Kinder öfter mit dem Rad ihre Alltagswege zurücklegen würden.
Inzwischen hat Moritz auf einem großen, autofreien Platz zwischen Neubauen viele Runden mit seinem Testrad zurückgelegt. Er fühlt sich auf dem Rad sicher und legt sich mittlerweile schon in die Kurven. Beim Absteigen fällt ihm nichts ein, dass ihm an dem Rad nicht gefallen hätte, und als er versucht, es kurz hochzuheben, ist er richtiggehend überrascht, dass das Bike, obwohl es deutlich größer ist als sein eigenes Rad, deutlich weniger wiegt.
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