Roblox: Ein Kinderspiel ist erfolgreicher als Fortnite
90 Millionen Nutzer spielen Roblox und kommen auf eine Milliarde Spielstunden im Monat. Das entspricht rund 114.000 Kalenderjahren, die vor allem Kinder in der bunten Roblox-Welt verbringen
Wenn sich Eltern fragen, was denn ihr Sprössling so mit seinem Smartphone alles treibt, dann heißt die Antwort sehr oft: Roblox. Das ist der neueste digitale Spielplatz, auf dem die Kinder – wie auf der Netflix-Seite für Filme und Serien – aus einer Unmenge kleiner, unterhaltsamer Spiele auswählen können. Auf Englisch soll es knapp 60 Millionen Roblox-Spiele geben. Und wer im Menü auf roblox.com oder in den Roblox-Apps stöbert, stößt tatsächlich auf eine schier unüberschaubare Zahl von Spielen. Sie alle lassen sich auch in Österreich nutzen und sind meistens kostenlos.
Roblox hat nun auch 150 der beliebtesten Spiele auf Deutsch übersetzt und bietet deutschsprachige Menüs und Elterninformationen für seinen Service. Das Besondere an Roblox ist aber, dass jeder Nutzer auch selbst Spiele programmieren und damit Geld verdienen kann.
Unendliche Spielewelten
Roblox-Neulinge landen bei der Anmeldung erst einmal in einer Übersicht, wo ihnen die momentan beliebtesten Spiele gezeigt wird. Dazu zählt „Arbeite in einer Pizzeria“, den 6,3 Millionen Spieler zu ihren Favoriten zählen. Wirklich spannend ist das Spiel zwar nicht – es werden Pizzen gebacken und serviert – aber die vertraute Welt begeistert sichtlich die Kids.
Unter dem Menüpunkt „Spiele“ erscheint eine Riesenauswahl an unterschiedlichsten Spielen, von „Escape McDonald’s“, „Bootsbau und Schatzsuche“ bis zu der Familiensimulation „Adoptiere mich“. Weil das Urheberrecht bei Roblox eher entspannt gehandhabt wird, gibt es allein rund 100 Spiele rund um „Game of Thrones“.
Die Spielfiguren erinnern an Duplo und Lego, sind Kindern daher vom ersten Klick an vertraut. Doch die Graiken sind durchaus anspruchsvoll, wie etwa das Rennspiel „Ultimate Driving: Westover Islands“ zeigt. Hier liegt die Spieloberfläche irgendwo zwischen Minecraft und der PlayStation 1. Doch um brillante Bilder geht’s bei Roblox gar nicht. Viel wichtiger ist den Nutzern, hier virtuell mit „Freunden“ abzuhängen, zu chatten und gegeneinander zu spielen – ganz ähnlich wie bei „Fortnite Battle Royale“.
Eigene Spiele programmieren
Der eigentliche Hit bei Roblox ist aber die Möglichkeit, dass jeder Spieler eigene Spiele programmieren kann. Dafür hat Roblox mit dem relativ einfach zu handhabenden Baukastensystem „Roblox Studio“ den jungen Programmierern ein taugliches Werkzeug in die Hand gegeben, das kostenlos abgeladen werden kann und auf PC und iOS läuft. Beim Öffnen des „Roblox Studios“ sind Vorlagen wie „Dorf“, „Pirateninsel“, „Stadt“ oder „Western“ verfügbar. In gut verständlichen Menüs lassen sich diese Welten dann mit Leben füllen und immer komplexere Spiele programmieren.
Als Hilfe steht ein Roblox-Wiki mit Dokumentationen, Tutorials und Beispielen parat, allerdings nur auf Englisch. Roblox ist überzeugt, dass diese Kombination aus Spielen und Programmieren für die Entwicklung der Kinder überaus positiv und hilfreich ist. „Kinder lernen am besten, wenn sie aktiv als Gestalter und Erbauer tätig werden. Und dieses Lernen wird noch beschleunigt, wenn sie diese Rollen in einem öffentlichen Raum einnehmen,“ sagt Roblox-Grüner David Baszucki, der schon von einer eigenen Talenteplattform für junge Spieleprogrammierer träumt. Vier Millionen aktive Roblox-Entwickler soll es laut seinen Worten bereits geben.
Das Erfolgsheimnis von Roblox
Seit zwei Jahren ist Roblox in den USA die beliebteste Webseite bei Kindern unter 13 Jahren. Damit liegt Roblox noch vor YouTube. In den Staaten gibt es die Roblox-Helden mittlerweile sogar schon als haptische Spielfiguren für das Kinderzimmer. In eigenen Überraschungspaketen stecken wie bei einemÜberraschungsei geheime Figuren. Ein Selbstläufer war Roblox allerdings nicht, denn die Plattform gibt es bereits seit 2006. 2015 dümpelte die Plattform bei sechs Millionen Spielern herum. Die zunehmende Verbreitung von Spiele-Apps, bessere Internetleitungen, schnellere Rechner und die clevere Vermarktung als friedliche Fortnite-Alternative für Kinder haben dann zum auffälligen Wachstum der letzten Jahre geführt.
Hinter Roblox – der Name ist übrigens ein Mix auf den Worten „Roboter“ und „Blocks“ – steckt der kanadische Softwareentwickler David Baszucki. Der 56-Jährige ist zehn Jahre lang hartnäckig zu seinem Mix aus Spielen, Programmieren und dem Kommunizieren in Sozialen Netzwerken gestanden und wird heute durch die laufend steigende Zahl der Spieler dafür belohnt.
Empfohlen für alle ab 12 Jahre
Zwar gibt es kein Mindestalter für Roblox, der Spieleratgeber NRW hält allerdings 12 Jahre für pädagogisch sinnvoll. Auf der Plattform selbst stellt das 13. Lebensjahr eine wichtige Grenzedas. Wer dieses Alter erreicht hat, erhält mehr Möglichkeiten zum Spielen und zum Bauen als jüngere Kinder.
Roblox hat übrigens auch den Sprung auf die Videoplattform You Tube geschafft. Hier sind zahlreiche Spielevideos und andere Clips zu Roblox zu finden. In den Kommentaren dazu ist auffällig, dass der Umgangston im Vergleich zu Twitter oder Facebook wesentlich freundlicher ist. Vielleicht auch ein Geheimnis des Erfolgs in der immer aggressiver werdenden Fake News-Welt.
Tipps für Eltern für den sicheren Roblox-Umgang ihrer Kinder
Eltern sind aber gut beraten, mit ihren Kindern über den richtigen Umgang mit Roblox zu sprechen. Vor allem die unüberschaubare Masse von Spielen kann für Kinder ein Problem werden. Sie sind kaum in der Lage , eine Auswahl zu treffen und sich auf ein Spiel zu konzentrieren. Der Spieleratgeber NRW rät Eltern deshalb dazu, ihre Kinder bei der Nutzung von Roblox zu begleiten. Sie sollten bei der Anmeldung die E-Mail-Adresse eines Erwachsenen angeben, in den Einstellungen Chats mit Fremden deaktivieren und darauf achten, dass keine Telefonnummern, Adressen oder Fotos im Profil stehen. Denn es ist ohne Weiteres möglich, Roblox komplett anonym zu verwenden.
Die Medien-Experten raten Eltern auch, neue Inhalte immer wieder zu überprüfen. Und natürlich sollten sie versuchen, beim Nachwuchs den Spaß am Selber-Programmieren zu wecken.
Ist Roblox teuer?
Generell ist das Spielen von Roblox kostenlos. Doch wie bei allen Gratis-Spielen hat sich eine Schattenwirtschaft etabliert. Bei Roblox gibt es die virtuelle Währung Robux, mit denen sich Nutzer neue Inhalte und Bonusgegenstände kaufen können. Die Robux lassen sich erspielen (was allerdings lange dauert) oder für echtes Geld kaufen, zum Beispiel in den Apps für iOS und Android. 1.000 Robux kosten derzeit 10,99 Euro. Und Eltern sind gut beraten, auf das Einkaufsverhalten des Nachwuchses zu achten, denn begehrte Sammlerobjekte für bestimmte Spiele können auch mal 300 Euro und mehr kosten. Die Entwickler der Spiele werden an den Einnahmen beteiligt. Und die Topstars der Szene verdienen laut Roblox mittlerweile über zwei Millionen Dollar im Jahr.
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