RUND UMS EI: 9 Fragen, 9 Antworten.
Gefärbt und versteckt, gefunden und gegessen: Die Österreicher*innen lieben Eier. Nicht nur, traditionellerweise aber besonders zu Ostern. 9 Fragen und 9 Antworten zum Ei
1. Warum sind Eier gesund?
Eier sind überaus nährstoffreich. „Sie enthalten viel und für den menschlichen Körper sehr gut verwertbares Eiweiß, der Dotter ist auch reich an Fett, und zwar überwiegend ungesättigte Fettsäuren“, erklärt Theres Rathmanner vom Institut für Gesundheitswissenschaften der FH St. Pölten. Außerdem enthalten Eier nennenswerte Mengen an den Vitaminen A, D, E, K, B2, B12 und Biotin sowie an dem Mineralstoff Zink.
2. Wieviele Eier darf ich pro Woche essen?
Empfohlen werden maximal drei Eier pro Woche. Das beinhaltet aber auch verarbeitete Eier (etwa in Palatschinken, Teigwaren, Mehlspeisen oder Fertigprodukten). Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) senkte zuletzt ihre Empfehlung im März 2024. Unter anderem aus ökologischen Gründen solle höchstens ein Viertel der gegessenen Lebensmittel tierischen Ursprungs sein. Heruntergebrochen aufs Ei bedeutet das: ein Ei, maximal zwei Eier pro Woche.
3. Wieviele Hühner brauche ich, damit ich jeden Tag ein Ei essen kann?
Einfache Frage, aber schwer pauschal zu beantworten, weil Hendl nicht gleich Hendl ist. „Das Huhn, das jeden Tag ein Ei legt – beziehungsweise an sechs von sieben Tagen – gibt es nur in der industriellen Eierproduktion in Form von modernen Legehybridhennen, die mithilfe spezieller Futtermischungen und künstlicher Lichtregulation während ihres nur 18 Monate andauernden Lebens diese biologische Hochleistung vollbringen; denn die erste Mauser – also den Federwechsel – abzuwarten, rentiert sich dort nicht“, erklärt Astrid Drapela, Autorin eines empfehlenswerten Ratgebers zur Hobbyhühnerhaltung („Ich wollt, ich hätt ein Huhn“, Goldegg Verlag). „Wer dazu eine Alternative im eigenen Garten sucht, sollte auf Diversität setzen und sechs bis acht Hennen verschiedener Rassen und unterschiedlichen Alters – darunter auch ein paar gerettete „ausgediente“ Legehybride – halten, um auch in den dunklen Wintermonaten ein paar Eier zu haben und zu vermeiden, dass alle Hühner gleichzeitig mausern und somit eine gemeinsame Legepause einlegen.“
Woran erkenne ich, welches Ei von glücklichen Hühnern stammt?
Wer direkt beim Bauern kauft, kann sich selbst ein Bild machen. Im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln sind Eier aber auch im Supermarkt vorbildlich transparent gekennzeichnet. „Alle wesentlichen Informationen müssen aufgestempelt sein“, weiß Reinhard Gessl vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau; und erklärt anhand eines Beispiels: „0-AT-1234567. Die erste Ziffer vom Ei-Code gibt Auskunft über die Tiergerechtheit der Legehennenhaltung: 0 = Bio-Freiland, 1 = Freiland, 2 = Boden/Voliere, 3 = Käfig. AT steht für Österreich. Die siebenstellige Betriebsnummer und das Mindesthaltbarkeit (MHD) geben weitere Sicherheiten.“ Allerdings „verstecken“ sich viele Eier in Backwaren. Wenn nichts anderes auf der Verpackung ausgelobt wird, stammen die Eierbestandteile aus Käfighaltung vom Weltmarkt. Das heißt: sicher nicht von glücklichen Tieren.
Warum gibt es zu Ostern genügend Eier?
Einfache Antwort: „Weil die Hennen im Frühling besonders fleißig Eier legen und Eier bei richtiger Lagerung lange haltbar sind“, sagt eine Sprecherin von SPAR auf Nachfrage. Dahinter steckt natürlich genaue Planung, wie Michael Wurzer, Geschäftsführer der Geflügelwirtschaft Österreich ausführt: „Ostereier stammen üblicherweise von jungen Legehennen, die Eier mit dickeren Schalen legen. Die verwendete Eier-Größenklasse ist M, also Mittel. Eier die von den drei großen österreichischen Färbereien verwendet werden, sollten einige Wochen vorgelagert werden, damit sich beim Schälen die Schale besser löst.“ Das bedeutet, dass schon rund um Weihnachten Eier eingelagert werden, die in den Folgemonaten gekocht und fü den Markt gefärbt werden.
Legt wirklich jede Henne jeden Tag ein Ei?
Nein. Wobei die hochgezüchteten Hybridhühner mittlerweile auf rund 300 Eier im Jahr kommen. „Legehennen legen also fast jeden Tag ein Ei“, sagt Biobäuerin Katharina Sandbichler, die auf dem Prentlhof in Wien Favoriten die Eier ihrer „Vorstadthühner“ verkauft. „Sind die Hühner gestresst, bei Hitze oder Wassermangel oder kommt es zu einem Übergriff von Fuchs, Marder oder Habicht, dann pausieren die Hennen aber auch manchmal mit dem Legen“, so die
Bäuerin. Ganz wichtig ist es deshalb auch, dass die Tiere ihr Sozialverhalten ausleben können. Das ist nur bei Bio- und Freilandhaltung der Fall.
Was passiert mit den Bruderhähnen?
Eine Legehenne ist kein Masthuhn, weil die eine aufs Eierlegen und die andere auf Muskelwachstum gezüchtet wurde. Die schwachbrüstigen Brüder der Legehennen sind deshalb nur bedingt zum Mästen geeignet, legen aber auch keine Eier und werden deshalb nach dem Schlüpfen vergast und landen als Futter in Zoos, Wildparks und Falknereien. Verboten wäre das auch Biobetrieben nicht. Weil es eine freiwillige Branchenlösung von Brütereien und dem Handel gibt, werden die Brüder der Biolegehennen in Österreich aber aufgezogen und gemästet. Vorreiter war Ja! Natürlich. „Die Ja! Natürlich Gockelküken werden auf biologischen Bio-Hühnerhöfen aufgezogen, bis sie geschlachtet werden“, erläutert Geschäftsführerin Klaudia Atzmüller. „Sie ernähren sich von dem, was sie auf der Weide finden und erhalten zusätzlich artgerechtes, 100% gentechnikfreies Bio-Futter aus Österreich. Besonders gut eignen sich unsere Bio-Gockel für kräftige Hühnersuppe oder kleine, fettarme Gerichte.“
Was passiert mit den Legehühnern wenn sie nicht mehr genügend Eier legen?
Ab der 70. Lebenswoche nimmt die Legeleistung von Hühnern deutlich ab und die Eier werden zwar größer, sind aber dünnschaliger. „Damit besteht erhöhte Bruchgefahr, solche Eier sind im Lebensmitteleinzelhandel nicht mehr gewünscht“, weiß Michael Wurzer von der Geflügelwirtschaft Österreich. Die Hühner werden dann zu Suppenhühnern oder Tierfutter. „Ein kleiner Teil der Legehennen wird aber auch an Privatpersonen vermittelt, wo die Tiere dann zum Weiterlegen gehalten werden“, erzählt Jens Eipper von Eiermacher aus Oberösterreich. Auch bei einigen Direktvermarktern bleiben die Tiere länger im Einsatz. „Unsere Hühner legen zweieinhalb Jahre“, sagt Hannes Wiesmayer, der in Hennersdorf vor Wien Biohühner hält: „Da wir die Tiere nicht künstlich beleuchten
haben sie eine längere Lege-Lebenszeit. Um ihnen nach einem angenehmen Leben auch das Ableben so angenehm als möglich zu gestalten, holen wir sie – wie der Fuchs – im Schlaf aus dem Stall und schlachten Sie vor Ort. Dann sind sie klassische Suppenhühner oder auch Gummiadler.“
Ist es schlimm, wenn wir zu Ostern viele Eier essen?
Zu Ostern über die Strenge zu schlagen und viele Eier zu essen, bleibt für gesunde Menschen (mit normalen Cholesterinwerten) trotzdem unbedenklich. „Eier sind zwar sehr reich an Cholesterin“, sagt Ernährungswissenschafterin Theres Rathmanner, „aber der menschliche Cholesterinspiegel reguliert sich bei Gesunden sehr gut und unabhängig von der Zufuhr über die Nahrung.“
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