Sommertagträume – Ungezwungen spielen und von der Natur lernen
Warum es für Kinder so wichtig ist, sich in der freien Natur zu bewegen! Inspirationen fürs freie Spielen und Austoben draußen im Sommer.
Ob beim Purzelbäume schlagen, Herumschleichen, Verstecken spielen, Kraxeln oder Höhlen bauen: Kinder, die sich viel draußen bewegen, bekommen ein ideales Ganzkörpertraining. Aktivitäten auf unebenen Wald- und Wiesenböden fördern erwießenermaßen den Gleichgewichtssinn, trainieren die Geschicklichkeit, schärfen den Orientierungssinn, die Sehkompetenz und stärken Gelenke und Muskeln. Da Ganze gibt’s noch dazu gratis und eigentlich ohne viel Aufwand.
- Naturlernspiel Pflanzenmemory: Erwachsene sammeln verschiedene Blätter, die Kinder suchen die dazugehörigen Pflanzen
- Waldboote aus Rinden, großen Blättern und dünnen Ästen bauen
- Pfeil und Bogen: dafür benötigt man außer biegsamen Weidenruten ein Taschenmesser und einen festen Bindfaden
- Turnen mal anders: Im Gras Purzelbäume schlagen, auf Bäume klettern, sich an Hängen abwärts rollen oder auf Ästen schwingen erfordert Mut und Geschick
- „Fechtübungen“ und Kräftemessen mit unterschiedlichen Stecken & Co
- Tipi bauen: je mehr Äste, desto dichter wird das Wald-Zelt
- Wald-Kunstwerke: Auf dem Waldboden lässt es sich wunderbar mit Stecken „zeichnen“. Kleine Baukünstlerinnen können aus Naturmaterialien wie Rinden, Flechten, Zapfen, Moos oder Steinen hübsche Kunstwerke gestalten.
- Natur spüren:Augen zu und mit nackten Füßen verschiedene Untergründe ertasten
- Hindernis- Parcour im freien Gelände
- auf Baumstämmen balancieren
- „Himmel und Hölle“ Hupfkästen: was mit Kreide am Asphalt funktioniert, geht am Waldboden mit einem Stock
- Weitsprünge auf sanftem Waldboden
Warum Bewegung im Grünen gut tut
In Studien an der Universität für Bodenkultur in Wien wurde untersucht, welche Auswirkungen allein der Wald und seine grüne Umgebung auf den menschlichen Organismus hat. Mit dem Ergebnis:
Wer regelmäßig Aktivitäten im Wald einplant, senkt Puls, Blutdruck und Muskelverspannungen. Das Grün von Gras und Pflanzen wirkt erwiesenermaßen beruhigend auf den Organismus, die unterschiedlichen Farb- und Helligkeitskontraste wirken wohltuend ebenso wie die verschiedenen Düfte und Pflanzenaromen, die den Körpeeuphorisieren und dabei helfen können, Glück und Freude zu verspüren. Unter freiem Himmel werden unsere Organe stärker mit Sauerstoff versorgt, das Stresshormon Cortosol nimmt ab, stimmungsaufhellende Hormone wie Serotonin und Dopamin werden vermehrt ausgeschüttet. Nicht umsonst betonen Expertinnen, wie wichtig es ist, dass Kinder schon von klein auf so viel wie möglich draußen sind. Auch Waldpädagogin Dorina Unterdorfer ist davon überzeugt, dass die Natur das volle Kontrastprogramm zu unserem digitalisierten und vom Leistungsdruck durchgetakteten Alltag darstellt: „Die Natur hilft beim Regenerieren, sie regt die Fantasie der Kinder an, macht neugierig und lädt zum Sein im Moment ein“. Denn im Gegensatz zu Spielplatzanlagen als klar abgegrenzte Areale vermittle Natur Kindern ein Gefühl der Grenzenlosigkeit und genau deshalb sollte es laut Unterdorfer im Wald für Kinder auch kaum vorgegebene To Dos geben. Ganz nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. Nicht umsonst schnuppern Kinder oft an jeder Blüte am Wegrand, schleifen oft kiloweise Stecken mit sich mit oder interessieren sich zehnmal mehr fürs Kraxeln auf Wurzeln und Felsblöcken als fürs Schritthalten beim Wandern. Die Kids absolvieren somit oft ein Extra-Turnprogramm, das für Erwachsene nicht immer ganz nachvollziehbar ist. Geht es ihnen doch darum, nicht vom vorgegebenen Pfad abzurücken, um möglichst das nächste Etappenziel zu erreichen. Gegen abgesteckte Rundwanderungen oder erklommene Gipfel sei laut Unterkofler keineswegs etwas einzuwenden. „Familien sollten jedoch unbedingt immer wieder auch planlos in die Natur, damit die Kids sich einfach austoben, laut sein und auch abseits der Trampelpfade auf Entdeckungsjagd gehen können“, sagt die Natur-Expertin.
Bewegungsmuffel aufgepasst: Wie die Natur selbst die Kids motiviert!
Was machen Kinder, nachdem sie stundenlang die Schulbank gedrückt oder eine längere Autofahrt hinter sich haben? Sofern sie es dürfen und die Gelegenheit dazu haben kraxeln die meisten Kids auf den erstbesten Baum, turnen an Zäunen herum oder rennen quitschvergnügt querfeldein. Das kommt nicht von ungefähr. Sportmediziner gehen davon aus, dass die Natur selbst unser bester Motivator sein kann. Dabei macht sie uns keine Vorschriften, gibt keine Trainingszeiten oder Gadgets vor. Sie ist einfach nur da. Sie liefert den blauen Himmel, warme Sonnen- strahlen. Sie setzt uns Wiesen, Wald oder Berge einfach vor die Nase und lockt damit – gerade in der warmen Zeit – schlichtwegs nach draußen. Die Natur aktiviert erwiesenermaßen unseren natürlichen Drang nach Bewegung. Damit nicht genug: Umweltmediziner haben herausgefunden, dass der Mensch körperliche Anstrengungen unter freiem Himmel als weniger anstrengend wahrnimmt. Deshalb ist der angeborene, natürliche Bewegungsdrang bei Kindern im Grunde schon die halbe Miete für das Spielen im Freien. Das eine oder andere zu erwartende Abenteuer darf dabei freilich als Lockmittel fungieren: Die tolle Aussicht hinter dem nächsten Hügel, ein rauschendes Bächlein auf der nächsten Alm, tolle Felsformationen oder eine herrliche Blumenwiese. Bei längeren Outdoor-Aktivitäten kann eine gute Jause unterwegs oder ein schöner Picknickplatz bei trägen Beinchen sofort für neuen Antrieb sorgen.
Wie die Natur Kreativität und selbstbestimmtes Lernen anregt
Selbstbestimmtes, nachhaltiges Lernen basiert auf Neugier, involviert alle Sinne und stellt sinnvolle Bezüge zum eigenen Leben her. „Der Unterricht in der Schule geht in der Regel vom Abstrakten zum Konkreten. In der Natur passieren Lern- prozesse genau umgekehrt. Nämlich durch das unmittelbare Erleben mit allen Sinnen“, weiß Unterdorfer. Erlebnisse in der Natur fördern außerdem zu jeder Jahreszeit das Verständnis für die Rhythmen unserer Umwelt und stärken das eigene Einge- bettetsein in die Ökologie unserer umlie- genden Wälder und Haine. „Wird der Grundstein einer tiefen Verbundenheit mit der Natur bereits in der Kindheit gelegt, kann der Wald ein ganzes Leben lang unser Kraftplatz sein – wie ein vertrauter Freund!“
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