SOS-Kinderdorf warnt: Kranke Kinder nicht im Stich lassen!
Zum Weltgesundheitstag (7.4.) fordert SOS-Kinderdorf einen Notfallplan, um das Gesundheitssystem für kranke Kinder und Jugendliche zu verbessern.

Zu wenig Kinderärzt*innen, lange Wartelisten für Therapieplätze und kaum Zeit für kindgerechte Erklärungen. „Die medizinische Versorgung für Kinder und Jugendliche in Österreich ist mangelhaft. Vor allem, wenn Familien diese nicht privat finanzieren können. Das ist klar kinderrechtswidrig“, so Birgit Schatz, Kinderrechtsbeauftragte von SOS-Kinderdorf.
Das System ist überlastet: Für 1,8 Mio. Kinder und Jugendliche in Österreich gibt es 300 niedergelassene Kinderärzt*innen mit Kassen-Vertrag. In Wien nimmt jede zweite Kinderärzt*innen-Praxis keine neuen Patient*innen an. Auf einen Therapieplatz warten Kinder und Jugendliche oft monatelang. „Junge Menschen auf dringend benötigte Behandlungen warten zu lassen, ist fatal. Jede Verzögerung macht das Leid größer und riskiert Langzeitfolgen. Niemand würde einem Brand tatenlos zuschauen und in Kauf nehmen, dass er zum Flächenbrand wird. Beim Thema Kindergesundheit jedoch wird viel zu langsam auf den Versorgungsnotstand reagiert“, so Christoph Schneidergruber, Leiter des Kinder- und Jugend-Ambulatoriums von SOS-Kinderdorf in Kärnten.
Notfallplan für Kindergesundheit
SOS-Kinderdorf fordert einen Notfallplan für die Gesundheitsversorgung von jungen Menschen. Die neue Regierung müsse hier klare Prioritäten setzen und rasch strukturelle Verbesserungen vorantreiben. „Zuallererst müssen wir junge Menschen aktiv unterstützen, gesund zu bleiben. Dazu müssen wir umdenken und endlich beginnen, das Umfeld von Kindern und Jugendlichen gesundheitsfördernd zu gestalten“, so Schatz. Gesunde Ernährung, genug Grünflächen, gute Luft, ausreichend Bewegung oder psychische Entlastung müssen Priorität haben in Schule, Kindergarten oder Städteplanung.
Zudem müssen eklatante Versorgungslücken geschlossen werden. Für eine flächendeckende und leistbare Versorgung braucht es mehr Kassen-Fachärztinnen. Nicht nur in der Kinder- und Jugendheilkunde selbst, sondern auch Fachärzt*innen anderer Bereiche, die sich auf den kindlichen Körper spezialisieren – etwa in Zahnheilkunde oder Orthopädie.
Zu einem kindgerechten Gesundheitssystem gehört auch, Krankenhäuser familienfreundlich zu gestalten, Diagnosen und Behandlungen verständlich zu erklären und medizinisches Personal in Kinderrechten und Kinderschutz zu schulen. „So ein kinderfreundliches Gesundheitssystem können wir nur mit Kindern und Jugendlichen gemeinsam gestalten. Weil leider gilt auch beim Thema Gesundheit: Meistens wird nur über Kinder geredet, aber nicht mit ihnen“, so Schatz. „Kinder müssen in unserem Gesundheitssystem endlich als solche behandelt werden. Nicht als Sozialversicherungsnummer.“

Kindergesundheit darf kein Glückspiel sein!
Ob ein Kind rasch die richtige benötigte medizinische Versorgung bekommt, darf nicht davon abhängen, wo in Österreich es wohnt und wieviel Geld die Familie zur Verfügung hat. SOS-Kinderdorf hat eine Petition gestartet für eine bessere Gesundheitsversorgung ALLER Kinder – rasch, kindgerecht und kostenlos. Rund 5.000 Menschen haben bereits unterschrieben, darunter viele Eltern und Bezugspersonen, die unter den aktuellen Zuständen leiden: www.sos-kinderdorf.at/petition

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