„Sport ist an den Schulen zu wenig angesehen“
Steffen Hofmann, 37, Rekordspieler bei Rapid Wien und Vater von drei Kindern, will Sport und Bewegung wieder zu einem fixen Bestandteil des Alltags der Kinder machen.
Herr Hofmann, warum unterstützen Sie die Aktion motion4kids?
Steffen Hofmann: Wenn man mit offenen Augen durchs Leben geht,sieht man bei vielen Kindern schon negative Veränderungen. War zu meiner Zeit ein Kind pro Klasse stark übergewichtig, dann sind es heute schon vier, fünf. Das sehe ich an den Schulen meiner Kinder. Als mir Philip Newald, der Initiatior von motion4kids, bei einer gemeinsamen Reise dann die Zahlen gezeigt hat, war mir klar, dass man da etwas tun muss. Bewegung und Gesundheit der Kinder hängen ursächlich zusammen. Und die Idee, Kinder mit Hilfe jener elektronischen Medien zu mehr Bewegung zu motivieren, die sie derzeit davon abhalten, fand ich sehr richtig.
Wie wichtig sind da die Eltern?
Eltern sind die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder. Es nützt ja nichts, ein Handyverbot auszusprechen, um dann den Fernseher einzuschalten, damit die Kinder zuhause Ruhe geben, anstatt mit ihnen ins Freie zu gehen und zu spielen. Wenn die Eltern inaktiv sind, werden Kinder nur schwer zu animieren sein. Was allerdings nicht heißt, dass man es im Kindergarten und an der Schule nicht trotzdem versuchen muss, auch diese Kinder positiv zu mehr Bewegung zu animieren. Sport ist im Schulwesen leider zu wenig angesehen.
Warum ist Bewegung, warum ist Sport für die Entwicklung der Kinder so wichtig?
Es ist erwiesen, dass Sport die Leistungsbereitschaft steigert. Sportliche Kinder sind meist auch die besseren Schüler. Dazu kommt, dass man im Mannschaftssport Teamgeist lernt und sehr schnell die eigenen Stärken und Schwächen erkennt. Im Einzelsport lernt man, sich selbst immer wieder neu zu motivieren. Beides sind Verhaltensmuster, die man ein Leben lang benötigt. Und wir vergessen bei der ganzen Diskussion um die tägliche Turnstunde und ihre sicherlich hohen Kosten die noch viel höheren Folgekosten, die wir durch immer übergewichtiger werdende Kinder zu tragen haben. Ein Diabetiker kostet das Gesundheitssystem ein Leben lang.
Wie wichtig sind Noten im Sportunterricht?
Das kommt immer ganz auf die Kinder an. Ich habe mich über meine Sportnoten immer gefreut. Allerdings war der Sportlehrer auch der einzige Lehrer, zu dem meine Mutter nie zur Sprechstunde eingeladen wurde. Bei anderen Kindern, vor allem jenen, die körperlich nicht so leistungsfähig sind, können Sportnoten auch negative Auswirkungen haben und diese Kinder extrem demotivieren. Das Schlimmste, was man Kindern antun kann, ist, sie in der Gruppe zu demoralisieren. Da bedarf es seitens der Sportlehrer sehr viel an Fingerspitzengefühl.
Wie gefällt Ihnen der Ansatz von motion4kids, Kinder mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel zu mehr Bewegung zu animieren?
Ich finde diesen Ansatz sehr richtig, denn Handy, Instagram, YouTube & Co sind heute fixer Bestandteil des kindlichen Alltags. Ich kann mir etwa Wettbewerbe zwischen Schulen vorstellen, ähnlich der Schülerliga, die über Handys gesteuert werden. Das hilft enorm bei der Motivation. Ich glaube aber auch, dass Smartphones viele Möglichkeiten bieten, Kinder spielerisch zu Bewegung zu animieren. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf die Bewerbungen und setze da ganz auf die Kreativität der Österreicherinnen und Österreicher. Ich freue mich schon auf unsere Kuratoriumssitzung, in der wir die förderwürdigen Projekte auswählen werden.
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