Studie zu digitalen Kompetenzen von Schüler*innen
Der sichere und kompetente Umgang mit digitalen Medien hat in den vergangenen Jahren weiter erheblich an Bedeutung gewonnen. Damit die heranwachsende Generation von diesen dynamischen Veränderungen profitieren kann, ist der schulische Bildungsbereich in der Verantwortung, die benötigten pädagogischen sowie technologischen Rahmenbedingungen bereitzustellen. Die zentrale Herausforderung ist es, den Schüler*innen digitle Kompetenzen zu vermitteln. Wie es um diese Fähigkeiten und Kompetenzen bestellt ist, zeigt ei neinternationale Vergleichsstudie.
Zum dritten Malwerden die digitalen Kompetenzen von Achtklässler*innen sowie die Rahmenbedingungen des Kompetenzwettbewerbs in Deutschland im internationalen Vergleich untersucht und Informationen zum schulischen Lehren und Lernen mit digitalen Medien erhoben. In Deutschland beteiligen sich an der Studie 230 zufällig und repräsentativ ausgewählte Schulen der Sekundarstufe I aus allen 16 Bundesländern. In jeder dieser Schulen wurden nach einem internationalen Stichprobenplan zufällig eine Klasse der achten Jahrgangsstufe sowie in der Regel 15 Lehrpersonen, die jeweilige Schulleitung und die Person, die für IT-Koordination der Schule verantwortlich ist, befragt.
Neue Erkenntnisse zu computer- und informationsbezogenen Kompetenzen
m Fokus der Studie stehen die digitalen Kompetenzen der Schüler*innen, die in zwei Testdomänen erfasst werden. Prof. Dr. Birgit Eickelmann, wissenschaftliche Leitung der ICILS 2023 für Deutschland und Leiterin der Arbeitsgruppe Schulpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Paderborn, erklärt: „Dank der aktuellen Ergebnisse können die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Schüler*innen in Deutschland erstmalig in einem Trend über zehn Jahre hinweg dargestellt werden. Hier zeigt sich für Deutschland, dass mit 502 Punkten im Bereich der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen diese in einem vergleichsweise schwachen Staatenfeld zwar über dem internationalen Mittelwert (476 Punkte) liegen; die mittleren Kompetenzen im Vergleich zu 2013 und 2018 jedoch deutlich rückläufig sind. Eickelmann ordnet ein: „Wir sehen bei dem Blick auf die Verteilung auf die fünf erfassten Kompetenzstufen, dass nunmehr mehr als 40 Prozent der Achtklässler*innen nur die unteren beiden Kompetenzstufen erreichen. An den nicht gymnasialen Schulformen liegt dieser Anteil sogar bei mehr als 55 Prozent. Insgesamt sind es vor allem die nichtgymnasialen Schulformen, die in den nächsten Jahren noch viel stärker unterstützt werden müssen. Dabei kommt neben Maßnahmen auf der Systemebene und auf der Schulebene vor allem der gezielteren, kontinuierlichen und zeitgemäßen Lehrerfortbildung sowie der Stärkung der Schulleitungen als ,Digital Learning Leaders‘ eine besondere Rolle zu.“
Studie zeigt Entwicklungs- und Handlungsbedarf
„Lange Zeit überwog die Skepsis gegenüber dem Digitalen in der Bildung“, erklärt Eickelmann. „Doch in den vergangenen Jahren haben digitalisierungsbezogene Innovationen Rückenwind bekommen“, fährt sie fort. Aus der ICILS-2023-Studie geht gleichwohl hervor, dass es weiterhin dringende Entwicklungsbedarfe gibt. Für Deutschland zeigen die nun vorgelegten Ergebnisse, dass sich die technologische Ausstattung in den Schulen in Deutschland deutlich weiterentwickelt hat, wenngleich nun Maßnahmen zur Modernisierung eingefordert werden. Im internationalen Vergleich ist jedoch auch eine gewisse Dringlichkeit ersichtlich, neuere Technologien, wie z. B. adaptive Lernsysteme zur Unterstützung von Lernprozessen auszuweiten. Weiterhin zeigt die Studie, dass für 70 Prozent der Lehrkräfte das Unterrichten mit digitalen Medien selbstverständlich geworden ist. Dieser Anteil ist in den vergangenen fünf Jahren erheblich gestiegen und verdeutlicht die Entwicklung hin zu einer Normalität des Digitalen im Lehrer*innenalltag. Jedoch erreichen die Entwicklungen und Maßnahmen der letzten Jahre längst nicht alle Schüler*innen: So geben beispielsweise nur 25 Prozent der Achtklässler*innen an, dass sie täglich digitale Medien in der Schule für schulische Aufgaben nutzen. Dieses Ergebnis steht im klaren Gegensatz zu den Wünschen und Erwartungshaltungen der Schüler*innen. Eickelmann: „Im Rahmen der Studie bringen 90 Prozent der Schüler*innen ihre hohe Motivation am Lernen mit digitalen Medien zum Ausdruck. Zukünftig gilt es also, schüler*innenorientierte, lernförderliche und sinnstiftende Lernarrangements zu entwickeln. Hierbei wird es auch darum gehen, die Potenziale digitaler Medien vor dem Hintergrund der Möglichkeiten von KI in der Schule fördern.“
Erkenntnisse zum Kompetenzbereich ‚Computational Thinking‘
m Zusatzmodul ,Computational Thinking‘, der zweiten Testdomäne in ICILS, ist erstmals ein Vergleich der Kompetenzen über fünf Jahre möglich. Letzterer Kompetenzbereich ist seit ICILS 2018 Teil der Studie und spielt unter anderem im Kontext der Verwendung von Algorithmen und Modellierungen zur Problemlösung eine Rolle. Er ist in vielen europäischen Ländern, u.a. in der deutschsprachigen Schweiz und in Österreich, bereits seit einigen Jahren in schulische curricular verankert. Für diesen Kompetenzbereich zeigt sich, dass die mittleren Kompetenzen in den letzten fünf Jahren zumindest nicht noch weiter gesunken sind. Deutschland erreicht im Mittel nur 479 Punkte und liegt damit deutlich unter den Ergebnissen vieler anderer, auch europäischer Länder.
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