Coronavirus

Virtuelle Bühnenerlebnisse gegen die Tristesse im Kinderzimmer

Neue Wege in außergewöhnlichen Zeiten: Wie das Junge Theater Regensburg mit seinem Publikum während der Corona-Pandemie mittels virtueller Bühnenerlebnisse in Kontakt bleibt.

Anna Kiesewetter Theater Regensburg Tamira Kalmbach

Kein Kindergarten, keine Schule, kein Treffen mit Freunden, kein Vereinsleben: Für die Jüngsten der Bevölkerung ist der Lockdown – trotz langsam greifender Lockerungen – eine immense Herausforderung, da fast alle Strukturen des Alltags wegbrachen oder nur noch digital stattfinden. Mit kreativen Ansätzen versuchen Theatermacher in Regensburg mit dem jungen Publikum in Kontakt zu bleiben und Abwechslung in den eintönigen „Corona-Alltag“ zu bringen: von Schul-Kooperationen über ein Mitmachhörspiel bis hin zum E-Book-Projekt.

Aktiver Theaterbesuch, auch via Internet

„Als Theater wollen und müssen wir den Kindern und Jugendlichen ihr Recht auf Spiel und kulturelle Teilhabe ermöglichen. Seit Monaten schaffen wir Angebote und stellen (virtuelle) Räume zur Verfügung“, sagt Maria-Elena Hackbarth, die den Bereich Junges Theater leitet. „Auch wenn der Kontakt nur digital erfolgt, legen wir sehr großen Wert darauf, dass der Theatergenuss nicht nur im Konsumieren besteht, sondern die jungen Menschen aktiviert, selber zu denken und auch körperlich aktiv zu werden“, betont sie. Bereits im ersten Lockdown standen die Schauspieler der jungen Sparte in bekannten Rollen am Telefon für Ausflüchte aus dem Alltag zur Verfügung („Es klingelt bei …“) und mit „Patricks Trick“ entwickelten die Kreativen eine Inszenierung eigens in und für den digitalen Raum. Das Fachmagazin „Die deutsche Bühne“ lobte die Initiative als „sensibles Gesichtstheater“ und in der Jahresbilanz sogar als „besonderes Format im Shutdown“.

30 Partner-Schulen

Bereits seit fast zehn Jahren kooperiert das Regensburger Theater mit rund 30 Schulen aller Arten und Größen aus Regensburg und Umgebung. Unter normalen Umständen besuchen die Schüler der Partnerschulen regelmäßig Theatervorstellungen, nehmen ergänzend an theaterpädagogischen Angeboten teil und lassen sich während ihrer gesamten Schulzeit spielerisch und kreativ für die verschiedenen darstellenden Künste begeistern. Die Partnerschaft ist jetzt Grundlage für die von den Theaterpädagoginnen Claudia Erl und Lisa Hörmann entwickelten Pandemie-Projekte. Sie stehen nicht nur Partnereinrichtungen offen.
Bei den „Bremer Stadtmusikanten“ hätten die Theatermacher mit 20.000 Besuchern gerechnet. Corona machte das Stück zur „Geisterpremiere“ vor leeren Rängen. Entstanden aber ist ein halbstündiges „Making-of“, das vom Bühnenbildmodell über die Aufbauten, Maskenproduktion und Proben-Einblicke ein spannendes Panorama zum Theateralltag auffächert. Das „Making-of“ steht den Schulen für den Unterricht kostenfrei als Videostream zur Verfügung, umfangreiches Begleitmaterial mit Arbeitsaufgaben, einem Quiz und Ideen zum kreativen Arbeiten runden das Paket gemeinsam mit Nachgesprächen durch Theaterpädagogin, Schauspielern und Regieassistentin ab. Auch ein Hörspiel zu den „Bremer Stadtmusikanten“ steht zum Download auf der Theaterwebseite bereit.
Was analog war, wird digital: In unzähligen Videokonferenzen finden seit Monaten Vorträge, Workshops, Diskussionen und Fortbildungen für Pädagogen und Klassen statt, heißt es in einer Mitteilung des Regensburger Theaters. Die Angebote zum Thema „Was ist Theater?“, „Wie lese ich ein Drama?“ oder „Theaterübungen für den (digitalen) Schulunterricht“ stoßen nach Worten von Sprecherin Clara Fischer auf sehr große Resonanz. „Die Lehrkräfte schätzen die Motivation von außerschulischer Seite und die Schüler und Schülerinnen die Abwechslung im digitalen Unterricht“, sagt sie.

Eigenes Stück für das digitale Theater

Digitales Theater „Patricks Trick“: Bereits im ersten Lockdown wurde das Stück von Kristo Sagor über einen Bruder im Gespräch mit seinem noch ungeborenen, behinderten Geschwisterchen im Videochat für die digitale Bühne entwickelt. „Noch immer wird die Online-Inszenierung kostenfrei von Schulen gebucht – Vor- und Nachbereitungen inklusive“, so Fischer. Mit „Ricos Reise“, einem Mitmachhörspiel für Kinder ab vier Jahren, wirkt das Junge Theater der Tristesse in den eigenen vier Wänden entgegen: Der kleine Drache Rico liebt es, neue Orte zu entdecken – und das geht auch im eigenen Zimmer. Ab sofort steht das Mitmachhörspiel, entwickelt und eingesprochen vom Ensemble des Jungen Theaters, kostenfrei zum Anhören bereit und hilft, das eigene Zimmer als Abenteuerspielplatz neu zu entdecken.

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