Tiere

Welttiertag: Unwissen verhindert viele Adoptionen aus Tierheimen

“Adoptionslücke”: Mars Austria und Tierschutz Austria informieren zu den größten Klischees über Tier auf Tierheimen.

Hunde im Tierschutzhaus

In Österreich landen jedes Jahr tausende Hunde, Katzen und andere Haustiere in Tierheimen. Und das, obwohl 9 von 10 Österreicher:innen angeben, dass sie Tiere lieben. Um die 840.000 Hunden leben in 17 Prozent der österreichischen Haushalte sowie rund 1,9 Mio. Katzen in 28 Prozent der Haushalte. Inklusive der gehaltenen Kleintiere, Vögel und Aquarienbewohner gibt es in beinahe der Hälfte aller Haushalte auch tierische Mitbewohner (GfK Haustierpanel 2022).

"Lockdownhunde" bringen Tierheime an Kapazitätsgrenzen

Trotz dieser Zahlen steht der Tierschutz in Österreich vor größeren Belastungen denn je: Viele Menschen haben während der Pandemie Tiere aufgenommen, deutlich mehr als je zuvor können oder wollen diese aber nicht behalten. Die Covid-Krise hat vor allem Hunde getroffen, wie Jonas von Einem von Tierschutz Austria bestätigt. Der Verein betreibt mit dem Tierschutzhaus in Vösendorf das größte Tierheim Österreichs. „Die Abgabeanfragen haben sich in den beiden letzten Sommern teilweise vervierfacht. Der traurige Begriff ‘Lockdownhunde’ resultiert aus dieser Zeit“, so von Einem.
Mars setzt sich dafür ein, dass möglichst viele dieser Tiere rasch ein glückliches Zuhause bekommen und wollte daher wissen, was Menschen davon abhält, einen Hund aus dem Tierheim aufzunehmen. 500 Tiereltern aus Österreich wurden befragt, ob für sie auch ein Vierbeiner aus dem Tierheim in Frage kommt und welche Gründe dafür oder dagegen sprechen, ein Tier zu adoptieren.

Jonas von Einem, Tierschutz Austria
„Die Abgabeanfragen haben sich in den beiden letzten Sommern teilweise vervierfacht. Der traurige Begriff ‘Lockdownhunde’ resultiert aus dieser Zeit“, sagt Jonas von Einem, Sprecher von Tierschutz Austria..

3 von 5 Hundebesitzer:innen wären bereit zu adoptieren, aber nur 1 von 5 tut es auch

Laut der Online-Umfrage von Mars (durchgeführt von iVOX in Österreich im Juli 2022) haben 3 von 5 (65 %) der derzeitigen Hundeeltern bereits in Erwägung gezogen, einen Hund aus einem Tierheim zu adoptieren, aber nur einer von 5 (20 %) hat tatsächlich einen Hund adoptiert. Damit ergibt sich eine auffällig große „Adoptionslücke“ bei Hunden.
Von jenen Befragten, die ihren Hund nicht über ein Tierheim oder eine Rettungsorganisation adoptiert haben, gaben fast zwei Drittel (65 %) an, dies während des Entscheidungsprozesses in Erwägung gezogen zu haben. Doch die Hälfte (50 %) hat den Adoptionsprozess nie begonnen und 15 Prozent haben ihn abgebrochen.

Falsche Vorstellungen verhindern mehr erfolgreiche Vermittlungen

Zu den häufigsten Gründen der Befragten, warum sie ihren Hund doch nicht über ein Tierheim oder eine Rettungsorganisation adoptiert haben, zählen: Bedenken hinsichtlich der Vergangenheit des Hundes (43 %), der Wunsch nach einem Welpen oder jungen Hund (29 %), der Wunsch nach einer bestimmten Rasse (27 %) und die Sorge, wie gut ein Hund aus einem Tierheim sozialisiert und erzogen werden kann (27 %).

Drei Viertel (75 %) jener Hundeeltern, die ein Tier aus einem Tierheim aufgenommen haben, nennen hingegegen als Hauptmotivation für ihre Entscheidung, dass es “das Richtige ist, einen Hund zu adoptieren“.

Mars Umfrage zum Welttiertag: Falsche Vorstellungen verhindern mehr erfolgreiche Vermittlungen von Hunden aus Tierheimen.

Tierschutz Austria klärt auf: Die häufigsten Irrtümer und wie es wirklich in der Tiervermittlung zugeht

Die genannten Argumente gegen Hunde aus Tierheimen basieren auf Irrtümern und falschen Annahmen, die potenzielle neue Tiereltern davon abhalten, sich über Abgabetiere zu informieren und eine Adoption in Angriff zu nehmen. Jonas von Einem von Tierschutz Austria klärt über die tatsächliche Situation im Tierschutzhaus in Vösendorf auf:

Irrtum 1: Tierheime beherbergen nur "schwierige" Hunde mit problematischer Vorgeschichte

Laut Umfrage gilt die größte Sorge der Herkunft der Hunde in den Tierheimen. Dass Tierheimhunde per definition „schwierige“ Hunde sind, ist jedoch ein trauriges Klischee, wie Jonas von Einem von Tierschutz Austria weiß: „Viele Hunde im Tierschutzhaus haben ihre Vorgeschichte und negative Erfahrungen mit Menschen gemacht. Doch das ist nicht bei allen Hunden so. Hunde kommen aus den unterschiedlichsten Gründen in unser Tierschutzhaus. Einige, weil ihre Besitzer:innen aufgrund von Veränderungen in ihrer Lebenssituation (Scheidung, Geburt eines Kindes, Umzug, Jobverlust) nicht mehr für sie sorgen können. Andere Hunde landen bei uns, nachdem ihre Bezugsperson verstorben ist. Auch aus Krisengebieten, wie z. B. der Ukraine, haben wir Hunde zu uns genommen. Unsere Hundepfleger:innen, Hundetrainer:innen und die freiwilligen Hundepat:innen arbeiten täglich mit den Hunden und schenken ihnen viel Liebe, damit sie sozial verträglich werden und leichter in ein neues Zuhause integriert werden können.”

Irrtum 2: In Tierheimen gibt es nur ältere Hunde

Vor allem jüngere Menschen sind auf der Suche nach einem Welpen oder jungen Hunden. Die Annahme, dass es diese in Tierheimen nicht gibt, ist laut Umfrage der zweithäufigste Grund, keinen Hund zu adoptieren. Jonas von Einem von Tierschutz Austria: “Bei uns im Tierschutzhaus findet man von Welpen über Junghunde bis zu Senioren jedes Hundealter. Welpen werden allerdings erst vergeben, wenn sie alt genug sind und auch alle sonstigen Rahmenbedinungen dies zulassen. Aufgrund der relativ hohen Fluktuation ist es schwierig, eine genaue Prozentzahl zu nennen, da jüngere Hunde auch in der Regel schneller wieder vergeben werden können.”

Irrtum 3: Es gibt keine Rassehunde in Tierheimen

Menschen, die eine bestimmte Rasse suchen, gehen seltener in ein Tierheim. Allergien, besondere Bedürfnisse oder frühere Erfahrungen führen dazu, dass sich einige potenzielle Tiereltern stattdessen direkt an Züchter wenden. Jonas von Einem von Tierschutz Austria: “Wir haben die unterschiedlichsten Hunde bei uns, bezogen auf Rasse und Größe. Ein Tierheim ist aber keine Tierhandlung. Ziel einer Vergabe ist es immer, die Wünsche und Bedürfnisse beider Seiten (Mensch und Tier!) bestmöglich zu erfüllen. Die Entscheidung darüber wird am Ende stets im Sinne unserer Schützlinge getroffen. Sie werden aufgrund ihres Verhaltens von den tierheiminternen Hundetrainer:innen beurteilt. Zusätzlich fließen Voraussetzungen mit ein, die die Interessenten mitbringen, u. a. Hundeerfahrung oder Sicherheitsaspekte im neuen Zuhause. Ziel ist es, das perfekte “Match” zwischen Mensch und Tier zu finden und ein möglichst gutes Ankommen im neuen Zuhause sicherzustellen. Unsere Trainer:innen können hier sehr gut beraten und auch die ein oder andere falsche Annahme potenzieller Tiereltern auflösen.”

Irrtum 4: Erziehung und Sozialisierung von Tierheimhunden ist schwieriger

Eine weitere Sorge der potenziellen Tiereltern ist, dass ein Tierheimhund besondere Probleme hat, möglicherweise überempfindlich ist und neu erzogen werden muss.
Jonas von Einem von Tierschutz Austria: „Natürlich kommt es darauf an, was die Tiere davor erlebt haben, wie sie aufgewachsen sind und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Bei einigen Hunden kennen wir die Vorgeschichte sehr gut, bei anderen braucht es Zeit, sie näher kennenzulernen und sich in aktiven Trainingseinheiten ein Bild zu machen. Aber mit konstantem Training ist selbst ein erwachsener Hund bereit, neue Dinge zu lernen, denn ein Hund lernt – wie der Mensch – sein ganzes Leben lang. Jeder neue Hund im Haus, ob aus dem Tierheim oder nicht, erfordert von allen Beteiligten eine Anpassung. Wir bieten allen, die ein Tier von uns adoptieren, Hilfestellung an. Viele Adoptiveltern nehmen auch Privatstunden bei unseren Hundetrainer:innen in Anspruch. Außerdem prüfen wir in einem Auswahl- und „Matching“-Verfahren, ob die Person und ihre Lebensumstände für den Hund geeignet sind und umgekehrt.”

Tierschutz Austria vermittelt auf Wunsch auch Tiertrainer:innen.

Tierärztlich gecheckte Tiere

Darüber hinaus weist von Einem noch auf ein weiteres Missverständnis hin: Viele potenzielle Tiereltern denken, dass für ein Tier aus dem Tierschutzhaus keine Kosten anfallen würden und zeigen sich überrascht über die Vergabegebühr, die je nach Tier zwischen 10 und 500 Euro liegt. “Diese Kosten ergeben sich dadurch, dass unsere Tiere nur geimpft, gechipt, registriert, tierärztlich untersucht, entwurmt und entfloht sowie kastriert vermittelt werden. Bei Hunden, die noch zu jung für die Kastration sind, wird bei der Vermittlung ein Kastrationsgutschein von unserer hauseigenen Ordination ausgestellt. Somit bringt das Tier schon sehr viel Dinge mit, die den zukünftigen Tiereltern sehr viele Kosten ersparen”, klärt von Einem auf.
Hendrik De Jong, General Manager Mars Austria: „Bei Mars verfolgen wir das Ziel, eine bessere Welt für Haustiere zu schaffen. Wir möchten, dass jedes Tier ein glückliches und artgerechtes Leben führen kann und mit Menschen zusammenleben darf, die liebevoll und verantwortungsbewusst für es sorgen. Seit Jahren unterstützen wir Tierschutzeinrichtungen mit Sach- und Futterspenden, um eine artgerechte Versorgung der Tiere im Tierheim zu gewährleisten. Darüber hinaus wollen wir aber auch dazu beitragen, die Adoptionsquote zu verbessern damit mehr Tiere ein neues, liebevolles Zuhause bekommen – etwa durch Information und Aufklärung gemeinsam mit Tierschutz Austria.“

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