„Wenn die Mama Schulangst hat“
Schulangst überwinden, aber wie? Einfache Übungen für mehr Gelassenheit zum Kindergarten- und Schulstart im September. Zum gemeinsamen üben im Sommer.
Für viele Kinder naht der große Tag: Sie kommen in den Kindergarten oder in die Schule. Ein aufregendes und spannendes Ereignis – doch nicht nur für die Kleinen. Vor allem die Eltern stehen oft viele Ängste aus bei der Vorstellung, den Nachwuchs nun Stück für Stück loslassen zu müssen. Maja Mast, Gründerin des Yoga Studio Fox in Stuttgart, Achtsamkeits-Trainerin, Yogalehrerin, Coach und Mutter dreier Kinder kennt die Sorgen und Bedenken, die diesen neuen Lebensabschnitt begleiten – und verrät einige Tipps, mit denen Eltern der Schritt vielleicht ein bisschen leichter fällt.
Angst ist irrational
Angst ist irrational“, sagt Maja Mast, „doch wir sind unseren Ängsten nicht ausgeliefert, wir können bestimmen, wie wir dieses Gefühl sehen und erleben und darauf Einfluss nehmen“. Mast ist nicht nur Gründerin des Yogastudio Fox in Stuttgart, sie bildet bundesweit auch Eltern und PädagogInnen in Sachen Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung aus, für mehr Balance und Wohlbefinden im Alltag – gerade von Familien und Kindern. Immer wieder sind meist Loslassen, Angstfreiheit und Gelassenheit zentrale Themen. „Gerade bei einem so großen Einschnitt wie dem Kita- oder Schulstart spielen diese eine ganz wesentliche Rolle“.
Oft helfen jedoch schon kleine Übungen, diese Ängste zu reduzieren und sich den Schritt zu mehr Entspannung und Gelassenheit zu erleichtern. „Wer sich selbst gut spürt und wahrnimmt, kann viel mehr Einfluss auf seine Einstellungen und Empfindungen nehmen“, erklärt die Yogalehrerin. Wie das gelingen kann, verrät sie hier mit drei praktischen Übungen, die jeder ganz einfach zu Hause machen kann, ohne Vorbildung oder Kondition. Einmal für Kinder, die Angst vor dem ersten Kita- oder Schultag haben und einmal für Eltern, denen es ebenso geht:
Übungen für das Kind mit Schulangst:
Sicherheit durch Gemeinsamkeit:
Schau, dass dein Kind sich rundum wohl fühlt: Kinder brauchen Bewegung, gute Ernährung und genügend Schlaf, um gestärkt zu sein und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Das ist die wichtigste Basis, um sich in der eigenen Haut wohlzufühlen. Hinzu kommt das Gefühl von Sicherheit: Geht an die frische Luft, bewegt euch spielerisch, geht schon einmal den Weg zur Kita/Schule ab, entdeckt gemeinsam unterwegs Neues und zeige deinem Kind dabei, dass du immer für es da bist und hinter ihm stehst.
Mut durch Phantasie:
Mache mit deinem Kind eine Phantasiereise z.B in das Land des Mutes. Wie sieht es dort aus? Wie bewegen sich die Kinder da? Wie ist die Stimmung in diesem Land? Wie riecht es da? Taucht gemeinsam in diese Phantasiewelt ein und verbindet euch mit dem Mut. Je öfter wir dem Mut-Land einen Besuch abstatten, desto mehr werden wir ein Teil davon und nehmen jeden Tag ein bisschen mehr Mut mit in die Schule.
Stärken stärken:
Betone die Stärken deines Kindes und mache sie deinem Kind jeden Tag aufs Neue bewusst. Was kannst du besonders gut? Erstellt euch zusammen eine Liste und erweitert sie jedes Mal wenn etwas neues dazu kommt. Wenn es im Alltag einen neuen Aha-Moment gibt, ab damit auf die Liste. Lasse keine Chance aus, deinem Kind klarzumachen, was in ihm steckt damit es gestärkt in die Schule gehen kann.
Übungen für Eltern mit Sorgen (deren Kinder in die Schule/ Kindergarten) kommen:
Sei dein eigenes Vorbild:
Angst zu haben ist normal und es ist völlig ok. Die Angst zeigt uns, dass wir vor etwas Neuem stehen und wir nicht wissen, wie wir uns verhalten sollen. Unser Kopf mag uns dann manchmal weismachen, dass wir ausgeliefert sind und stellt die passende Theorie dazu auf. Dann ist es wichtig, diese Theorie z.B „Mein Kind wird ohne mich nicht zurechtkommen“ bewusst zu hinterfragen: Stimmt das? Kommt dein Kind tatsächlich nicht ohne dich zurecht? Wann gab es schon mal eine vergleichbare Situation, die dein Kind wunderbar ohne dich gemeistert hat? Vertraue deinem Kind, gebe ihm Raum, sich zu entwickeln und an neuen Herausforderungen zu wachsen. Oft sind es unsere Gedanken, die noch nicht bereit sind für den nächsten Schritt, nicht aber unser Kind! Deshalb dürfen wir diesen Theorien auf die Schliche kommen und sollten nicht alles glauben was wir denken!
Atmen gegen die Angst:
Unsere Atmung ist die beste Möglichkeit zur Selbstregulation. Wenn du merkst, dass sich beim Gedanken an den Schulstart alles in dir zusammenzieht und du unruhig wirst, nehme dir eine Pause. Setze dich aufrecht in einen bequemen Sitz und schließe die Augen. Lege eine Hand auf dein Herz, die andere auf deinen Bauch. Starte tief und gleichmäßig zu atmen. Atme durch die Nase ein und durch den geöffneten Mund wieder aus. Spüre dabei ,wie dein Herz klopft und wie mit der Atmung deine Bauchdecke sich hebt und senkt. Die Atmung beruhigt und verbindet uns mit unserem Körper und unserem Inneren. Dadurch wird der Abstand zu ängstlichen Gedanken, die oft ihren Ursprung im Außen haben, größer. Optional kannst du dir bei jeder Einatmung ein „Lass“ und bei jeder Ausatmung ein „gehen“ im Stillen sagen. Jeder Atemzug hilft somit, die Angst etwas mehr loszulassen. Diese Übung ist auch sinnvoll, um im Alltag immer wieder eine achtsame Pause einzulegen und so zu mehr Gelassenheit zu kommen.
Stärke-Tagebuch:
Führe ein Stärke-Tagebuch über dein Kind und notiere dir Situationen und Herausforderungen, die deinem Kind begegnet sind und die es wunderbar gemeistert hat. Das kann der erste Einkauf beim Bäcker um die Ecke im Alleingang sein oder auch das Fragen nach dem Weg im Urlaub. Dein Kind kann so viel mehr als wir manchmal glauben – wenn wir es nur lassen!
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