Wer ist Gott, Mama?
Eltern fällt es oft schwer, solche Fragen ihrer Kinder zu beantworten, denn Glaubensfragen müssen aus einer Überzeugung heraus beantwortet werden. Da kommt es vor allem darauf an, authentisch und ehrlich zu sein.
Bevor Sie diese Frage also beantworten fragen Sie sich, welches Gottesbild Sie selbst haben: Ist es der strenge, strafende Gott oder sehen Sie Gott als gutmütigen alten Mann, der alle Wünsche erfüllt. Wie viel Realität steckt für Sie in der Vorstellung von Gott? Ist er Teil des Lebens oder ist ihr Glaube im Laufe der Zeit auf der Stecke geblieben?
Luft und Himbeereis
Wer versucht kleineren Kindern Gott zu erklären, der hat es damit leichter als man denkt. Kinder leben in einer magisch mythischen Welt. Für Kinder ist es meistens überhaupt keine Frage, dass Gott existiert – genauso wie das Christkind, der Osterhase oder die Zahnfee. „Man kann erklären, dass Gott wie die Luft ist. Die man zwar nicht sieht, die man aber trotzdem spürt, und man merkt, wenn sie einmal nicht da ist“, rät Kinderseelsorger Michael Scharf. Es gibt auch sehr gute Kinder- und Bilderbücher, die helfen Kindern in den unterschiedlichen Altersgruppen diese Frage zu beantworten. Hier wird auch versucht ein modernes Bild von Gott zu vermittelt. Denn, was unsere Großeltern unseren Eltern erzählt haben, ist nicht wirklich das, was man heute den Kindern vermitteln möchte. Im Buch „Gott ist wie Himbeereis“ (paulinus-verlag.de) fragt Anna: „Mama, wie ist Gott denn so?“ Nach kurzem Nachdenken antwortet die Mutter: „Gott ist wie alles, was dich glücklich macht.“ „Der liebe Gott ist wie Himbeereis?“, fragt Anna erstaunt. Denn Himbeereis liebt sie über alles.
Ab welchem Alter über Gott sprechen?
„Es macht in jedem Alter Sinn über Gott zu reden. Wenn Gott eine Wirklichkeit im Leben der Eltern ist, die Beziehung zu Gott ihnen Geborgenheit und Sicherheit gibt, dann glaube ich, dass diese Erfahrung auch für Kinder in jedem Alter relevant ist“, so Michael Scharf. Wenn Kinder noch nicht selbst sprechen können, dann ist es ein einseitiges Zusprechen der Sicherheit und der Geborgenheit durch die Eltern. Je älter Kinder werden, um so mehr Fragen stellen sie von selbst.
Es kommt darauf an, ob man als Erwachsener – als Vater oder Mutter – Zugang zur Religion, zu Gott hat. „Wenn ich mich von ihm getragen und geborgen fühle, dann werde ich das natürlich auch meinen Kindern vermitteln“, so der Kinderseelsorger. Wenn ich die Realität Gottes nicht spüre und wahrnehme, Gott für mich keine Wirklichkeit ist, dann werde ich das auch nicht weitergeben können.
Doch die Kinder werden älter und damit verändert sich natürlich auch ihr Gottesbild. Gerade in der Pubertät kommen ganz viele Fragen auf. Man hinterfragt, was man von den Eltern oder den Lehrerinnen und Lehrern angeboten bekommen hat. Es geht plötzlich darum, den erworbenen Glauben zum eigenen Glauben zu machen. Was Jugendliche in dieser Zeit brauchen, sind authentische Personen, die sich hinterfragen lassen, die ihnen Antworten geben, an denen sie sich reiben können. Die auch das Gefühl vermitteln, sicher in ihrem reifen, erwachsenen Glauben zu stehen, der rational und vernünftig ist. Aber auch Zweifel von beiden Seiten sollten thematisiert werden, denn Kinder merken sofort, wenn man nicht authentisch ist oder nicht auf sie eingeht.
Michael Scharf, Kinder- und Jugendseelorger
Gottesbild im Wandel
Wie hat sich nun das Bild von Gott gewandelt? Oder besser: weiterentwickelt? War es früher eher der strafende, der strenge Gott, so prägt jetzt der liebende Gott, der Geborgenheit schenkt, das Bild. „Das ist für mich auch der Grund, warum ich es so wichtig finde, mit Kindern über Gott zu reden. Kinder brauchen, wie alle Menschen, das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit – von den Eltern, den Pädagogen im Kindergarten, den Lehrern und auch von Gott. Wenn er der ist, der mich trägt und hält und mir Geborgenheit gibt, dann ist das das Bild von Gott, das heute vermittelt wird“, ist Scharf überzeugt.
Gibt es nur einen Gott?
Unsere Gesellschaft ist ein Mix aus Mitgliedern der verschiedensten Religionen, auch das muss man Kindern erklären. Dazu gibt es die Geschichte von den drei Blinden, die einen Elefanten erkunden. Der eine berührt den Rüssel, der andere die Beine und der dritte ertastet den Schwanz mit den Borsten dran. So hat jeder ein anderes Bild des Elefanten, aber keiner hat den ganzen Elefanten erfasst. „Wir als Menschen erfassen immer nur Teile von Gott, das was er uns geoffenbart hat. Wir sehen immer nur einen Ausschnitt. Man muss dem Kind beibringen, dass auch wenn eine Religion oder Glaubensgruppe einen anderen Ansatz hat, es trotzdem immer ein Teil des Ganzen ist und man nur ein Mosaiksteinchen vom Gesamtbild Gottes sieht“, erklärt Scharf.
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