Wir leben vegan
Plant-based Food – also eine auf Pflanzen basierende Nahrung – entwickelt sich weltweit zu einem der wichtigsten Ernährungstrends. Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, vegan zu leben. Eltern und Kids erzählen, warum und wie sie ihren Ernährungsstil im Alltag mit Schule & Co integrieren.
„Es ist viel einfacher, als man denkt, und mit sehr vielen Vorteilen!“
Enio: Mir ist es wichtig, vegan zu sein, denn jedes Lebewesen hat ein schönes Leben verdient.
Inara: Tiere haben auch Gefühle. Wenn du Fleisch, Milch, Eier usw. isst, dann ist das nicht gut für dich und natürlich auch nicht für die Tiere. Vegan sein ist schön, weil ich Tiere gerne beobachte und es macht mich fröhlich zu wissen, dass sie glücklich sind.
Chris: Veganismus ist für uns eine ganz natürliche und selbstverständliche Lebensweise. Für uns waren ethische Gründe, also allen voran Tierrechte, ausschlaggebend dafür, unsere Gewohnheiten zu überdenken. Gesundheitliche Vorteile, Umwelt- und Klimaschutz, Menschenrechte sowie die sich öffnende kulinarische Vielfalt sind weitere Gründe. Kathi ist selbst schon als Teenagerin (vor 19 Jahren) vegan geworden und ich sogar schon vor über 25 Jahren. Unsere Kinder sind schon ihr ganzes Leben lang vegan und lieben Tiere und unsere Umwelt. Sie würden selbst nie etwas Unveganes zu sich nehmen. Was wir von anderen veganen Menschen am öftesten hören, ist, dass sie wünschten, diesen Schritt schon früher gemacht zu haben. Es ist viel einfacher als man denkt und bringt so viele schöne Vorteile mit sich. Wir helfen immer wieder auch anderen Familien dabei, eine vegane Lebensweise umzusetzen. Kontaktiert uns gerne unter: wir@worldveganfa- mily.com Über unsere Plattform worldveganfamily.com bieten wir außerdem Reise-Coachings für Familien mit Kindern, speziell auch für veganes Reisen.
Sylvia: Nachdem Moritz vegan wurde, wollte ich einfach mal zwei Wochen lang probieren, vegan zu kochen. Dann habe ich gemerkt, dass wir uns alle wohler damit gefühlt haben. Als Tipp für Umsteiger: Am Anfang noch die Nährstoffe im Auge behalten, bis es sich eingespielt hat mit den pflanzlichen Alternativen. Vitamin B12 auf jeden Fall supplementieren, eventuell auch Eisen. Vegane Burger oder Pattys sind super für den Einstieg, wobei wir inzwischen ohne große Hexerei einfach unsere „alten“ Gerichte wie zum Beispiel Lasagne kochen, halt alles pflanzlich zubereitet. Von der Schule kann man leider in Punkto vegan nix erwarten. Da ist man auf die eigenen Lunch- bzw. Wärmeboxes angewiesen.
Moritz: Ich lebe seit drei Jahren vegan und bin Tierrechtsaktivist, weil ich gegen Gewalt und Unterdrückung bin. Veganismus hört für mich auch nicht bei Ernährung auf, sondern bezieht sich auch auf Kleidung, Unterhaltung, Kosmetik etc. Ich kann nicht verstehen, dass da so viele Menschen einfach wegschauen! Mein Essen umzustellen, ist mir sehr leicht gefallen. Ich mach’ da keinen großen Aufwand draus. Alles, was mein Körper braucht, sind Nährstoffe und keine Tierprodukte. Ich rate anderen Jugendlichen dazu, es einfach mal einen Tag lang zu machen. Ich finde, die größte Herausforderung am Vegansein ist der soziale Aspekt, also die Auseinandersetzung mit Menschen, vor allem jenen, die mir nahe stehen. Es ist zum Beispiel schwierig für mich zu sehen, dass mein jüngerer Bruder Fleisch isst. Meine Freunde sind mittlerweile alle vegan. Ich glaube, längerfristig könnte ich nur mit einer veganen Partnerin zusammen sein, da geht’s einfach um grundlegende Verantwortung und Werte. Ihr könnt mich gerne über Instagram kontaktieren: @moritz.beck.official
„Seit wir vegan leben, essen wir zudem um einiges vielfältiger!“
Wir haben uns aus Empathie gegenüber den Tieren dazu entschieden, vegan zu leben. Es ist für uns einfach nicht ok, dass Tiere gequält werden und sterben müssen. Viele glauben, dass veganes Essen kompliziert ist. Aber man sitzt als Veganer ja nicht da und überlegt ständig, was man kocht. Wir sind berufstätig mit Kids und im Alltag muss es klar auch schnell gehen. So haben wir wie andere wohl auch unsere Standardgerichte, wobei wir – seit wir vegan sind – jedenfalls vielfältiger essen. Klar, gibt’s bei uns auch mal McDo- nalds mit veganen Burgern, aber so wie bei normalen Würsten & Co punktet auch veganes Fast Food nicht zwingend mit Nährstoffen. Deshalb geht’s uns so wie anderen Eltern auch: Wir wollen, dass die Kinder etwas Gescheites essen und wertvolle Kohlehydrate, Vitamine und Proteine bekommen. Und das geht mit Hülsenfrüchten, Nüssen oder Getreide ganz leicht ohne Fleisch.
Die Kinder können selbstverständlich Fleisch oder Käse essen, wenn sie das möchten, zum Beispiel bei den Großeltern oder auch in der Schule, weil es da eigentlich keine wirklich veganen Optionen gibt. Wobei Henry selbst schon fragt, ob etwas vegan ist und sich bewusst dagegen entscheidet, wenn zum Beispiel wo Fleisch drin ist. Bei Einladungen von Freunden fragen die Leute einfach vorher, was wir essen möchten bzw. nehmen wir zum Beispiel beim Grillen etwas für uns mit.
„Wir handhaben unseren veganen Alltag möglichst undogmatisch!“
Ich selbst war jahrelang aus tierethischen Gründen Vegetarierin und auf vegan umzusteigen, war für mich irgendwann einfach die logische Konsequenz. Die Zustände in der Milchwirtschaft sind einfach untragbar, weswegen ich nicht nur kein Fleisch, sondern auch keine Kuhmilch mehr konsumieren will. Neben dem Tierwohl sind für mich genauso auch die Aspekte Gesundheit und Ökologie ausschlaggebend für unseren veganen Lebensstil. Im Alltag gestaltet sich das bei uns möglichst undogmatisch. Ich kommuniziere den Kindern klar meine Haltung, erkläre ihnen meine Standpunkte und dass es letztendlich einfach auch darum geht, sich gesund und nährstoffreich zu ernähren. Die Kinder sollen sich im Klaren sein, dass jeder Einzelne von uns stets die Verantwortung für sein Handeln bzw. seinen Konsum (nicht nur im Bereich des Essens) trägt. Insofern dürfen die beiden Größeren frei entscheiden, was sie essen, weil sie emotional und rational schon verstehen, warum man sich vegan ernährt oder eben nicht. Im Übrigen finde ich es wichtig, dass die Kids sich in ihrem sozialen Umfeld möglichst frei und froh bewegen können, dazu gehört eben auch, dass sie zum Beispiel bei einer Einladung mal einen Kuchen mit Eiern essen. In den Bildungseinrichtungen greifen wir auf vegetarische Menüs zurück.
„Kuhmilch soll einfach nur für die Babys der Kühe da sein!“
Wir wollen ein klares Statement setzen gegen die furchtbare Massentierhaltung. Die Haltungen der Tiere in der Eier- und Milchindustrie sind einfach alles andere als tierfreundlich. Außerdem bin ich der Meinung, dass Kuhmilch einfach für die Babys der Kühe sein soll und nicht für den Menschen. Es ist für mich untragbar, dass Kühe wegen der Milchindustrie künstlich fruchtbar gehalten werden, damit sie Milch geben. Die Umsetzung unserer Ernährung klappt für uns zuhause sehr gut, weil wir viel Getreide, Nüsse oder Hülsenfrüchte essen. Bei den Kindern handhabe ich das Essen allerdings flexibel, solange sie noch nicht selber entscheiden können. Das heißt für uns, dass sie im Kindergarten ganz normal die Menüs mit einem Fleischgericht pro Woche essen, die auch die anderen Kinder bekommen. Und zwar auch, weil ich nicht möchte, dass sie herausstechen, weil sie was anderes kriegen.
Vegan essen – was bedeutet das im Detail?
Wer sich vegan ernährt, nimmt keine Produkte zu sich, die von Tieren stammen. Neben Fleisch und Fisch, die auch in der vegetarischen Ernährung nicht vorkommen, beinhaltet das auch Milchprodukte und Eier sowie alle anderen Produkte und Zutaten, die aus oder von Tieren gewonnen werden. Insekten werden demnach meist miteingeschlossen, sodass VeganerInnen zum Beispiel auch keinen Honig essen.
Warum vegan? Das sind die Hauptbeweggründe
An erster Stelle stehen meist ethische Gründe: VeganerInnen möchten nicht für das Töten und Ausbeuten von Tieren mitverantwortlich sein. Neben der Tötungsfrage geht es dabei vor allem um die leidvollen Qualen, denen Nutztiere in der Fleischindustrie während der Haltung, des Transportes und der Schlachtung immer wieder ausgesetzt sind. Außerdem spielt für viele Menschen auch der Umweltfaktor eine große Rolle: Vegane Lebensweise verursacht nachweislich weniger Treibhausgase und lässt mehr Fläche für natürliche Lebensräume oder alternative Nutzflächen. Agrarökonomen haben beispielsweise ausgerechnet, dass etwa 3,3 Milliarden Hektar – also eine Fläche, die größer als Afrika ist – mehr Landflächen zur Verfügung stehen würden, wenn alle Nutztiere verschwinden würden. Letztendlich geht der Entschluss, vegan zu leben, oft auch mit gesundheitlichen Überlegungen einher. Sich vermehrt pflanzlich zu ernähren, kann erwiesenermaßen zahlreiche Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit, Herz-, Kreislauf- Erkrankungen oder Diabetes vorbeugen.
Umstieg leicht gemacht!
Motivation & unverkrampfte Herangehensweise: Ob Tier- oder Umweltschutz: Nur wer überzeugt bei der Sache ist, lässt sich nicht so schnell aus der Bahn bringen. Wichtig: kein Perfektionismus! Gewohnheiten Schritt für Schritt umstellen. Einmal Kuchen mit Ei essen oder Milchpulver als Zutat übersehen, ist kein Weltuntergang. Einfach weiter dran bleiben!
Lebensmittelvielfalt genießen & ausgewogen ernähren: Gerade bei Getreide, Obst und Gemüse trägt die Sortenvielfalt zum abwechslungsreichen Essen bei. Gute Quellen für Kohlehydrate, Ballaststoffe und Vitamine sind Brot, Getreideflocken, Nudeln, Reis, Couscous, Bulgur, möglichst aus Vollkorn, sowie Kartoffeln. Neben verschiedenem Getreide (Hirse, Dinkel, Roggen) sind auch die Pseudogetreide Quinoa, Buchweizen und Amarant besonders nährstoffreich.
Auf pflanzliche Eiweißträger achten: Protein bekommt man von Hülsenfrüchten wie Bohnen, Linsen, Erbsen und Kichererbsen, über Sojaprodukte wie Tofu oder Sojamilch sowie Seitan aus Weizeneiweiß, über Getreide, Nüsse und Samen.
Informationen zu Vitamin B12: Der einzige essenzielle Nährstoff, der in pflanzlichen Lebensmitteln nicht in relevanter Menge vorkommt. Über Supplemente informieren!
Kein Verzicht, sondern eine Chance! Vegan als Inspiration sehen, für sich neue Lebensmittel kennenzulernen und neue Gerichte auszuprobieren.
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