Coronavirus

Zu Lockdown-Spitzenzeiten verbrachten Kinder die Hälfte ihres Tages online

Technologiekonsum und -gewohnheiten von Familien haben sich während des COVID-19-Lockdowns signifikant und nachhaltig verändert – so die Ergebnisse einer neuen europaweiten Studie des Cyber Safety-Unternehmens NortonLifeLock. Zentrale Erkenntnis: In vielen Familien verbrachte der Nachwuchs während der Pandemie mehr Zeit vor dem Bildschirm.

Kinder-Bildschirm-

Bei 66 Prozent der hiervon betroffenen Familien saßen die Kinder im europäischen Vergleich sogar pro Tag im Durchschnitt etwa acht Stunden vor einem Bildschirm – und damit doppelt so viel Zeit wie vor dem Lockdown. Das entspricht in etwa der Hälfte der Zeit, die der Nachwuchs am Tag wach verbringt. Kinder in Deutschland liegen mit einer täglichen Bildschirmzeit von sechs Stunden und 47 Minuten unter dem Durchschnitt, Spitzenreiter ist Großbritannien mit über neun Stunden. Eltern beobachten diesen Trend mit Besorgnis: Die Hälfte der Erziehungsberechtigten in Europa befürchtet eine nachhaltige Technologieabhängigkeit oder -sucht bei ihren Kindern – in Deutschland sehen die Eltern dies mit 38 Prozent etwas gelassener.

Kinder nicht zu lange unbeaufsichtigt online lassen

„Noch können wir die langfristigen Auswirkungen dieser Faktoren auf die Entwicklung, Bildung und Sicherheit der Kinder nicht einschätzen. Aber eines wissen wir bereits sicher: Je mehr Zeit Kinder unbeaufsichtigt mit diesen Geräten verbringen, desto größer wird auch das Risiko von Online-Bedrohungen“, sagt Professor Robert Winston, Arzt, Wissenschaftler, Professor und Moderator der BBC-Fernsehdokumentation „Child of our Time“. „Eltern sind verständlicherweise besorgt, dass ihre Kinder mit Online-Bedrohungen – wie etwa Mobbing oder Falschinformationen – konfrontiert und in ihrer Entwicklung beeinflusst werden.“

Durchschnittliche Technologienutzung von Kindern

Im Rahmen der Studie „Pandemic Parenting“ befragte NortonLifeLock 5.000 Eltern in fünf Märkten – Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und den Niederlanden. Die Studie vergleicht die durchschnittliche Technologienutzung von Kindern vor und während des Lockdowns. Vor den Corona-Einschränkungen verbrachte der europäische Nachwuchs im Schnitt etwa ein Viertel seiner wachen Zeit – maximal bis zu vier Stunden und 22 Minuten – online. In Deutschland liegt dieser Wert mit drei Stunden und 49 Minuten unter dem Ländervergleich. Der COVID-19-Lockdown führte in ganz Europa zu einem starken Anstieg bei der Nutzung von Endgeräten bei Kindern: 53 Prozent der Kinder, die ein Endgerät besitzen, verbrachten mehr Zeit mit Spielekonsolen, bei 51 Prozent stieg jeweils die Smartphone- oder Laptop-/PC-Nutzung  und 47 Prozent saßen länger vor dem Tablet.

Die Kinder und Jugendlichen sind damit aber nicht alleine, bei den Eltern verhält es sich ähnlich: Dreiviertel (77 Prozent) der Mütter und Väter in den befragten Märkte verbrachten während des Lockdowns mehr Zeit mit online-tauglichen Geräten. Die deutschen Eltern liegen mit 72 Prozent knapp unter dem europäischen Länderdurchschnitt, Spitzenreiter sind die Erziehungsberechtigten in Großbritannien (82 Prozent) und Italien (87 Prozent). Jeder dritte in Deutschland (29 Prozent) wurde dafür sogar schon von seinen Kindern gerügt. 41 Prozent der Eltern in Deutschland fürchten, ihrem Nachwuchs deswegen ein schlechtes Vorbild zu sein. Doch die Diskussion über die Online-Zeit bleibt nicht innerhalb der Familie: Ein Viertel (24 Prozent) der befragten Eltern in Europa wurde bereits von anderen Müttern und Vätern bezüglich ihres Technologiekonsums verurteilt – in Deutschland liegt diese Zahl sogar bei 27 Prozent.

„Eltern wurden in eine fast unmögliche Position gebracht“, sagt Professor Robert Winston. „Einerseits ist es ihre Aufgabe, ein Vorbild zu sein; doch andererseits arbeiten sie den ganzen Tag zu Hause am Computer oder mit dem Smartphone – gleichzeitig setzen sie Technologie zur digitalen Kinderbetreuung ein. Kinder imitieren unweigerlich ihre Eltern. Daher müssen diese sich die Zeit nehmen, um mit ihren Kindern über Online-Risiken zu sprechen und um ihre sozialen Fähigkeiten zu entwickeln – besonders nach einer so langen Zeit fern der Schule.“

„Technologie wurde für viele während der Pandemie zu einer Art Lebensretter – selbst unter den größten Einschränkungen konnten wir so mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben sowie weiterarbeiten und lernen“, sagt Dave Van Der Starre, Country Manager Central Europe bei NortonLifeLock. „Die Diskussion über die Bildschirmzeit wird sicherlich weiter anhalten, sie ist allerdings sehr viel differenzierter als noch vor ein paar Jahren. Unabhängig davon, welchen Standpunkt man vertritt: Es ist wichtig, dass Kinder online sicher sind und wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie sich in einer Situation unwohl fühlen.“

Elterliche Aufsicht und Online-Sicherheit

Viele Eltern in Europa hatten während des Lockdowns Probleme, das Home Office mit dem Home Schooling in Einklang zu bringen. 41 Prozent zeigten sich besorgt, ihre Kinder online nur ungenügend beaufsichtigen zu können – in Deutschland liegt diese Zahl mit 34 Prozent leicht unter dem Länderdurchschnitt. Die Hälfte der Eltern (48 Prozent, Deutschland 49 Prozent) gab zu, nicht zu wissen, welchen Aktivitäten ihre Kinder online nachgehen und 69 Prozent (Deutschland 63 Prozent) machen sich Sorgen über potenzielle Online-Risiken, mit denen der Nachwuchs konfrontiert werden könnte.

Am meisten fürchten sich Eltern in Deutschland davor, dass ihre Kinder online mit Fremden in Kontakt kommen könnten (42 Prozent). Auf den weiteren Plätzen folgen Bedenken, dass der Nachwuchs zu viele Informationen zum aktuellen Standort preisgeben könnte (41 Prozent) und Online-Mobbing (37 Prozent).

Mit den potenziellen Risiken im Hinterkopf, setzen viele Eltern auf Regeln – allerdings mangelt es oftmals an der Umsetzung. So führten acht von zehn Eltern (81 Prozent, Deutschland 78 Prozent) während des Lockdowns für ihren Nachwuchs Regeln in Sachen Technologienutzung ein. Bei der Hälfte dieser Familien (48 Prozent) fielen die Vorschriften strenger aus als normalerweise. Zum Beispiel waren 36 Prozent der Eltern in Europa strenger in Bezug auf die Inhalte und Websites, auf die ihre Kinder zugreifen können (Deutschland 33 Prozent). 34 Prozent legten Regeln fest, wann Technik eingesetzt werden durfte (Deutschland 28 Prozent) und 31 Prozent, wo (Deutschland 26 Prozent). Die Hälfte der Eltern (51 Prozent, Deutschland 47 Prozent) gab allerdings zu, die Regeln nach und nach sowie ohne durchdachten Plan einzuführen, acht Prozent gaben die Regeln sogar komplett auf (Deutschland sieben Prozent).

Trotz Regeln einen eigenen Kopf

Doch trotz Regeln hatten die Sprösslinge oftmals ihren eigenen Kopf: 40 Prozent der Eltern in Europa erwischten ihre Kinder beim Schummeln – in Deutschland waren es sogar 42 Prozent. Beispielsweise ertappte jeder dritte Erziehungsberechtigte in Deutschland (33 Prozent) sein Kind während der Schlafenszeit mit einem Endgerät im Bett. Ein Viertel der Befragten in Deutschland (26 Prozent) ertappte den Nachwuchs dabei, ein Endgerät in ein anderes Zimmer zu schmuggeln, um es dort ungestört und unbeaufsichtigt zu nutzen.

Die vermehrte Technologienutzung von Kindern brachte auch schwerwiegende Konsequenzen: Zwei Drittel der Eltern in Europa erlebten problematisches Verhalten durch den gestiegenen Online-Konsum (68 Prozent). Jedes dritte Kind (29 Prozent, Deutschland 24 Prozent) kam bereits mit Fake News oder Falschinformationen in Berührung, jeder fünfte Heranwachsende (22 Prozent, Deutschland 26 Prozent) konsumierte unpassende Inhalte, 15 Prozent kauften ohne Erlaubnis ein (Deutschland 16 Prozent), 13 Prozent erlebten Mobbing in den sozialen Medien (Deutschland 15 Prozent), 13 Prozent luden einen Virus runter (Deutschland 15 Prozent), 12 Prozent mussten einen gehackten Account verkraften (Deutschland 14 Prozent) und jedes zehnte Kind gab online vertrauliche Bankdaten heraus ( Deutschland elf Prozent).

Der Wandel bleibt

Trotz aller Nachteile birgt der steigende Technologieeinsatz aber auch Vorteile. Über die Hälfte der Eltern (55 Prozent, Deutschland 53 Prozent) gab an, in diesem Zeitraum mehr Gespräche über Online-Sicherheit mit ihrem Kind geführt zu haben. Eine ähnliche Zahl (49 Prozent in Europa, 50 Prozent in Deutschland) bestätigen, dass ihr Kind während des Lockdowns mehr Informationen über Online-Sicherheit erhalten habe. Weit mehr als die Hälfte der Erziehungsberechtigten (59 Prozent in Deutschland) geht sogar davon aus, dass der Nachwuchs seit des Lockdowns unabhängiger online agiert.

Jeder sechste (57 Prozent, Deutschland 54 Prozent) ist zuversichtlich, dass sein Kind sich online um seine eigene Sicherheit kümmern kann und 72 Prozent der deutschen Eltern erwarten, dass ihre Kinder sich an sie wenden, falls sie online ein Problem haben sollten.

Die Anzeichen deuten darauf hin, dass der Wandel uns dauerhaft erhalten bleibt – viele Eltern stellen sich bereits darauf ein: Jeder vierte unter Deutschlands Müttern und Vätern (40 Prozent) zeigt sich weniger besorgt über die Auswirkungen der Bildschirmzeit für die Kinder und 43 Prozent haben kein schlechtes Gewissen bezüglich der Länge des Online-Konsums. Ein gutes Drittel der befragten Eltern (37 Prozent) geht davon aus, dass sich die Technologiegewohnheiten des Nachwuchses nach dem Lockdown wieder zurück zur Normalität entwickeln – in Deutschland denken dies sogar 42 Prozent. Ein weiteres Drittel (31 Prozent) gibt allerdings an, dass sich Technologiekonsum und -gewohnheiten innerhalb der Familie langfristig verändert haben – in Deutschland bestätigen dies nur 29 Prozent der Studienteilnehmer.

„Technologie spielt eine immer größere Rolle im Leben der Familien – dies wird auch weiterhin so sein“, kommentiert Professor Winston. „Entdecken und Erforschen sind ein wesentlicher Bestandteil des Lernens. Deshalb brauchen wir Sicherheitsvorkehrungen, um Kinder zu schützen, da sie immer mehr Zeit online verbringen – in der Schule und zu Hause.“

NortonLifeLock will dabei helfen, Familien vor Online-Bedrohungen zu schützen, da Kinder inmitten der Pandemie mehr Zeit für Schule und Spiel online verbringen. Weitere Informationen und Tipps finden Sie hier.

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