Page 83 - 2004_Elternheft
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RAD-EXTRA

 1. Viele Kinder sind vor dem
 Radfahren Lernen schon mit   3. Damit sich Kinder nicht
 einem Laufrad flott unter-  unnötig beim Radeln plagen,   4. Die Reihenfolge beim Ler-
 wegs. Das ist gut so und eine   braucht es das richtige Fahr-  nen ist anders als später
 perfekte Vorbereitung aufs Ra­  rad. Das soll auf keinen Fall zu   beim routinierten Fahren:
 deln. „Auf dem Laufrad entwi­  groß sein. Robert Fuchs: „Eltern   Zuerst übt das Kind zu bremsen
 ckeln Kinder ein gutes Gleichge­  neigen dazu, ein großes Rad zu   und die Füße sicher auf den Bo­
 wichtsgefühl, der Umstieg auf   2. Ab welchem Alter sind Kin-  kaufen, weil das Kind so schnell   den zu stellen. Dann kommt die
 das Fahrrad ist dann nicht so   der bereit, Fahrradfahren zu   wächst. Fürs Lernen ist das aber   Balance halten hinzu. „Dazu hält
 schwierig“, sagt Robert Fuchs.   lernen? Darauf gibt es keine all­  schlecht, denn das Kind soll je­  der Erwachsene beim Fahren
 Stützräder hingegen empfiehlt   gemein gültige Antwort. Manche   derzeit mit beiden Fußsohlen   das Rad am Lenker und zugleich   „Auf dem Laufrad
 Fuchs nicht. Damit gewöhnt   steigen schon mit drei oder vier   auf dem Boden stehen können.   das Kind am Rücken. Nach und
 sich das Kind daran, sich nach   Jahren vom Laufrad aufs Fahr­  Besser als ein zu großes ist am   nach entwickelt das Kind ein   entwickeln Kinder
 links oder rechts zu lehnen,   rad um, andere brauchen länger.   Anfang sogar ein Fahrrad, das   Gefühl fürs Lenken und Ausba­  ein gutes
 ohne zu fallen. Etwas, was beim   Nur kein Stress, wenn das Kind   ein wenig zu klein ist.“ Leicht   lancieren bis zu dem Moment, in   Gleichgewichts-
 Fahrradfahren nicht geht.   mit fünf oder sechs Jahren noch   soll es außerdem sein, das erste   dem es die letzten Meter vor
 nicht fahren kann! „Kinder sind   Fahrrad, damit das Kind es gut   dem Stehenbleiben vollkommen   gefühl, der Umstieg
 oft motiviert, wenn sie im Freun­  halten kann, wenn es auf die   eigenständig bewältigen kann“,   auf das Fahrrad ist
 deskreis andere radeln sehen“,   Seite kippt.   erklärt Fuchs. Erst am Schluss
 sagt Fuchs. „Man kann es aber   lernt das Kind, selbst loszufah­                               dann nicht so
 5. Der perfekte Ort zum Üben   auch einfach so ausprobieren   ren. Am besten auf einer etwas    schwierig.“
 ist nicht immer leicht zu fin-  und merkt recht schnell, ob das   abschüssigen Bahn.
 den. „Eben sollte er sein, mit   Kind sich darauf einlässt.“                                   Robert Fuchs,
 viel Platz und wenig Hindernis­                                                             Radfahrschule Schulterblick
 sen. Ein nicht genutzter Park­
 platz am Wochenende ist eine
 Möglichkeit. Aber auch wenn   Endlich
 Fußgänger queren oder verein­
 zelt Autos vorbeifahren, hat das   6. Für Kinder ist es meist ein               10. Irgendwann steht dann
 Vorteile“, sagt Fuchs. „Das Kind   Riesenerlebnis, wenn sie end­                das Fahren ohne einen Er-
 gewöhnt sich so von Anfang an   Radfahren!  lich das Radfahren beherrschen      wachsenen an. Das will vorbe­
 daran, zu schauen, ob der Weg   und sie probieren sofort alles   8. Auf der Straße, vor allem   reitet sein. „Am besten mit einer
 frei ist.“  Mögliche aus: Kurven fahren,      in der Stadt, fährt das Kind      Strecke beginnen, die man im­
            schneller oder langsamer ra­                                         mer wieder fährt, zum Beispiel
 Kinder lieben es: das Gefühl von   deln, bremsen und wieder los   hinter dem Erwachsenen. „Ein   mit dem Schulweg. Das Kind
                                               Kind, das vorfährt, sieht man
 Freiheit, wenn sie kräftig in die Pedale   düsen. Erwachsene müssen   zwar besser. Eltern täuschen   kann abschnittsweise alleine
            sich also kein aufwendiges
 treten, den Fahrtwind im Gesicht   Übungsprogramm ausdenken.   sich aber, wenn sie meinen, sie   vorfahren, bis es irgendwann
                                                                                 ganz alleine fährt“, empfiehlt
 spüren und radeln, was das Zeug hält.   Was sie unbedingt üben sollten,   können ihr Kind von hinten je­  Robert Fuchs. Ohne Fahrrad­
                                               derzeit gut akustisch erreichen.
 Sobald sie das Fahren beherrschen,   bevor sie die Kinder mit auf die   Außerdem sind Kinder mit vie­  prüfung dürfen Kinder ab 12
 sind sie kaum zu bremsen. Bis aus   Straße nehmen: in der Spur fah­  len Situationen im Straßenver­  Jahren ohne Begleitung mit dem
            ren. „Das ist im Verkehrsraum
 einem Fahrradanfänger jemand wird,   von grundlegender Bedeutung“,   kehr noch überfordert“, sagt   Fahrrad unterwegs sein. Mit
                                                                                 Fahrradprüfung ab zehn Jahren.
 der sich auch alleine im (Stadt-)Verkehr   sagt Fuchs.  Fuchs. Ideal ist ein Rückspiegel   Noch etwas Wichtiges zum
                                               am eigenen Fahrrad, um das
 bewegen kann, bedarf es allerdings            Kind hinten sehen zu können.      Schluss: Auf den Helm nicht
 einiger Zwischenschritte – wie das Üben       Auch wichtig: gemütliches         vergessen! Der bietet einen zu­
 auf sicherem Gelände, das Erlernen            Tempo.                            sätzlichen Schutz und ist  bei
 wichtiger Verkehrsregeln und das                                                Kindern bis zum 12. Lebensjahr
                                                                                 Pflicht.
 gemeinsame Unterwegssein auf den   7. Erst Kinder ab acht Jahren
 Straßen mit Erwachsenen. Robert Fuchs   sollten von Erwachsenen mit
 von der Radfahrschule „Schulterblick“   in den normalen Straßenver-  9. Im Straßenverkehr stän-
            kehr genommen werden. „Wir
 gibt Tipps, wie das Radfahren-Lernen   beobachten, dass die Konzent­  dig zur Vorsicht zu ermahnen,
                                           ist kontraproduktiv. „Das
 gelingt.   rationsfähigkeit und Aufmerk­  Kind soll nicht nur passiv auf­
            samkeit bei jüngeren Kindern   passen, sondern lernen, Begeg­
 Text: Sandra Lobnig  noch nicht so ausgeprägt sind“,   nungen mit den anderen Ver­
            betont Robert Fuchs. Ein Sechs­  kehrsteilnehmern aktiv zu ge­
            jähriger schert vielleicht aus,   stalten. Also klar anzeigen kön­
    Fotos: Shutterstock, Privat  Wasserlacke fahren möchte –   nen, was die anderen vorhaben“,
            wenn er unbedingt durch die
                                           nen, was es vorhat und erken­
            das kann auf der Straße gefähr­
                                           sagt Robert Fuchs.
            lich werden. „Wenn doch jün­
            gere Kinder mitkommen, dann
            nicht zu lange und vorzugsweise
            auf Strecken, die sie gut ken­
            nen.“

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