Page 12 - 2004_Elternheft
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„Freizeitpädagogik ist mehr als nur spielen. Sie
               vermittelt Kindern das Rüstzeug für das Leben!“


                  Alma Brkic-Elezovic, Fachbereichsleiterin für Kinder und Jugend im Hilfswerk
                Kärnten, über die Bedeutung der Freizeitpädagogik innerhalb der Ganztagesschule
                                 und die Vorteile für die Kinder und Jugendlichen.




           Ich habe die Arbeit in diesem Bereich der                   nicht noch eine halbe Stunde bis zur Schließ­
           Freizeitpädagogik  stets  als  sinnvolle  Tätig­            zeit bleiben dürften, da sie so vertieft in ihrem
           keit mit großer Bedeutung für die soziale und               Spiel waren.
           emotionale Entwicklung der Kinder erlebt und                Wichtig ist, dass die Kinder keine Steue-
           nicht als bloße „Aufbewahrungsstätte“.                      rung von außen spüren. Vor allem die Volks­
           Zwischen gendersensiblen Erziehungsge­                      schüler sehen den Nachmittag so lustvoll
           sprächen, nachdem ein Kind sich weigerte                    und spielerisch an. In meinem ersten Ar­
           den Tisch nach dem Mittagessen zu wischen,                  beitsjahr wurde ich bei Dienstschluss von ei­
           da „diese Tätigkeiten nur Frauen und Mäd­                   nem  Erstklässler  gefragt: „Wohin  gehst  du
           chen machen“, bis hin zu sehr philosophi­  „Das spielerische   jetzt? Gehst du jetzt arbeiten?“ Ich erstarrte
           schen Fragestellungen über den Tod, über an­  Lernen und sich   etwas. Nach einem vielfältigem und an­
           lassbezogene Gruppengespräche zum Thema                     strengendem Arbeitstag, welcher aus Streit­
           Mobbing und Liebeskummer, bis hin zu Kon­  entwickeln bekommt   schlichten, Emotionen regulieren, Hilfestel­
           zeption von multikulturellen Radioprojekten.   in der Ganztages-   lung anbieten, Angeboten jeglicher Art etc.
           All das hat Platz in der Nachmittagsbetreu­  schule viel Raum“  bestand, hätte ich am liebsten geantwortet:
           ung und kann dort gelebt werden. Das spiele­                „Was glaubst du denn, was ich hier tue als
                                                      Mag. Alma
           rische Lernen, das persönliche Wachsen und   Brkic-Elezovic    arbeiten?!“ Ich biss mir auf die Zunge und
           sich entwickeln bekommt viel Raum.     Fachbereichsleiterin   tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich
           Ein erfülltes Tagesprogramm. Heutzu­    Kinder und Jugend,   anscheinend alles richtig mache. Wenn der
           tage ist der Besuch der Ganztagesschule   Hilfswerk Kärnten  kleine Bub das Gefühl hatte, ich wäre täglich
           für Kinder fast schon die Norm und sie fra­                 „einfach nur so“ dort um mit den Kindern zu
           gen  sich  untereinander  eher  „Warum  gehst               spielen, dann ist es der beste Beweis dafür,
           du nach Hause?“, wenn ein Kind am Nachmittag nicht in der   dass ihm die Ganztagesschule Spaß macht. Ein Ort, der
           Schule bleibt. In manchen Jahrgängen ist es Realität, dass   weit entfernt vom Arbeiten und dem „Ernst des Lebens“
           die ganze Klasse bis auf einzelne Kinder am Nachmittag die   ist. Ich schmunzelte. Schließlich obliegt es nicht diesem
           Schule besucht. Oft bekam ich während meiner Tätigkeit   besagten Jungen, sondern der Politik, dieser Berufsgruppe
           von 6–9­jährigen Kindern um 16.30 Uhr zu hören, dass ich   der Pädagogen/innen eine höhere Wertigkeit zukommen zu   Foto: Shutterstock, i-Stock
           doch bitte ihre Eltern anrufen solle um zu fragen, ob sie denn   lassen.
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