Page 21 - 2005_Elternheft doppelseitig_alles
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ERZIEHUNG











 In Zeiten des Ausnahmezustands   Kinderbetreuung übernehmen, Haus-  und Horte der Wiener Kinderfreun-
 sind unsere menschlichen Bezie-  aufgaben-Management schupfen und   de. Die Verzweiflung vieler Eltern sei
 hungen vor eine besondere Bewäh-  nebenbei putzen, kochen und wenn   – so hieß es zuletzt auch aus Arbei-
 rungsprobe gestellt. Das Coronavirus   sie Glück haben, auch noch irgendwie   terkammerkreisen – zwar groß, aber
 und die Maßnahmen zu dessen   ihrem Brotjob in den Tagesablauf   der soziale Druck eben, die Kinder
 Eindämmung sorgen für große   reinquetschen, ist wohl ein offenes   daheim zu lassen, genauso.
 Verunsicherung. Wir sorgen uns um   Geheimnis. Die Möglichkeit, Kinder   Kein Wunder also, dass Anspannung
 unsere Gesundheit und die unserer   in den Notbetrieb von Schulen und   und Stress zunehmen. Ebenso Strei-
 Lieben. Um unseren Job und den   Kindergärten zu bringen, wurde   tereien und Konflikte. Aggression
 unseres Partners. Viele haben die   kaum genutzt. „Die Botschaften der   und Gewalt. Die Kinder sind wie so
 Arbeit bereits verloren und stehen vor   Bundesregierung haben die Eltern   oft die Leidtragenden. Dabei sind die
 der Frage, wie es nun weiter gehen   sehr ernst genommen und alle   Kids auch in der Ausnahmesituation
 wird. Die bedrohten Existenzen, die   Möglichkeiten innerfamiliärer Lösun-  so, wie sie eigentlich immer sind:
 Einschränkungen unserer Bewe-  gen ausgeschöpft“, sagt Alexandra   quitschlebendig, lustig, launisch. Sie
 gungsfreiheit, wegfallende Großel-  Fischer. „Manche wollen aus Sorge   müssen versorgt werden, brauchen
 Büro, Haushalt, Kinderbetreuung,   tern sowie Betreuungsangebote und   unverantwortlich zu erscheinen ihre   unsere Aufmerksamkeit und unseren
               Kinder nicht bringen, obwohl es
 nicht zu vergessen die Ungewissheit,
                                                   emotionalen Support – möglicher-
 Schule, Freizeit – alles unter   wie sich alles noch weiter entwickeln   daheim einen unglaublichen Kraftakt   weise jetzt sogar mehr als sonst.
               erfordert“, so die Pädagogische
 wird, bringt besonders Familien an
                                                   Anja Schlagnitweit ist Leiterin eines
 einem Dach. Die Coronakrise stellt   die Grenze der Belastungen. Wir   Bereichsleiterin für die Kindergärten   Kinderfreunde-Kindergartens in   →
 besonders Familien vor enorme   verbringen nun mehr Zeit – nicht
 selten 24 Stunden am Tag – mitei-
 Herausforderungen. Kein Wunder,   nander. Oft auf engem Raum. Mit
 wenig Rückzugsmöglichkeiten. Alles
 dass da und dort die Nerven   findet daheim statt: arbeiten, lernen,
 blank liegen und guter Rat teuer   Freizeit.

 ist. Doch wie geht eigentlich   Homeoffice mit Kindern – alles andere
 als ein Kinderspiel
 Krisenmanagement in den eigenen   Für manche mag die Virus-Krise zu

 vier Wänden?  Beginn eine willkommene Gelegen-
 heit zur Entschleunigung gewesen
 sein. So soll es bei einigen chronisch
 Text: Daniela Jasch
 überlasteten Familien tatsächlich den
 Aha-Effekt gegeben haben: weniger
 Programm geht also auch. Die meis-
 ten Familien haben sich mit tapferen
 Durchhalteparolen damit getröstet,
 Leben zu retten und dabei endlich
 so richtig viel Zeit für die Familie zu
 haben. Doch der netten Familienidyl-
 le stand so einiges im Weg. Eltern
 müssen Privatlehrer spielen, während
 quengelnde Kindergartenkinder
 Zuwendung brauchen, sich die Arbeit
 am Schreibtisch türmt und es in der
 Wohnung aus allen Ecken staubt.
 Nicht umsonst schrieb die deutsche
 „Zeit“ über den Homeoffice-Kraftakt
 mit Kindern: jeder der sagt, es ließe   Fotos: i­Stock Images
 sich gut vereinbaren, ist entweder
 ein Angeber oder ein Lügner. Dass
 es vor allem die Frauen sind, die die



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