Page 30 - 200708_Elternheft
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„Die Kinder müssen wissen:
                   Nichts pflücken oder in den Mund stecken

                  ohne vorher einen Erwachsenen zu fragen!“



                Die Wildpflanzen-Experten Katrin und Frank Hecker im Interview über genießbare
                und ungenießbare Pflanzen, das Sammeln mit Kindern und was beim Pflücken von
                                      Wildkräutern und -früchten wichtig ist.



           Was ist beim Sammeln von Wildpflanzen            Sollte man immer ein Pflanzenbestimmungsbuch
           unbedingt zu beachten?                           dabei haben?
           Katrin und Frank Hecker: Nur Kräuter oder Früchte pflücken,   Ein gutes Pflanzenbestimmungsbuch zu haben, kann nie
           die  man  eindeutig  bestimmen  kann  und  außerdem  frisch   schaden. Zum Sammeln essbarer Wildpflanzen ist es aber
           sowie unbeschädigt aussehen. Wer unsicher ist, lässt die   nicht nötig zum Botaniker zu werden. Es genügt vollkom-
           Pflanzen stehen. Selbst bei scheinbar „bekannten“ Arten vor   men, einige wenige Arten zu erkennen, diese aber richtig!
           dem Sammeln immer nachschauen, ob es nicht doch unge-  Und vor allem auch ihre möglichen Verwechslungspart-
           nießbare oder giftige Doppelgänger gibt! Weil gerade hier die   ner. Wenn man z.B. Holunder sammeln möchte, dann ist
           häufigsten Irrtümer passieren, stellen wir in unserem Buch   es nicht nötig, Eichen und Buchen genauer bestimmen zu
           genau diese Verwechslungsarten deutlich heraus. Außerdem   können – wohl aber sollte man wissen, dass es auch einen
           genau schauen, wo man sammelt. Was man                      giftigen Zwerg-Holunder gibt und diesen
           isst, kann nur so gesund sein wie der Lebens-               vom essbaren Holunder sicher unterscheide
           raum, in dem es gewachsen ist. Also Äcker,                  nzu lernen.
           Straßen, Bahngleise und Hunde-Gassi-Stre-
           cken vermeiden.                                             Ab welchem Alter kann man Kinder
                                                                       zum Wildpflanzen sammeln
           Heißt ungenießbar gleich giftig?                            mitnehmen?
           Nein. Aber die Übergänge sind fließend:                     Von Anfang an! Wir haben unsere eigenen Kin-
           Manche Pflanzen sind einfach ungenieß-                      der bei unseren Exkursionen häufig vor dem
           bar, aber nicht gefährlich. Andere, wie z.B.                Bauch getragen – so sind sie selbstverständ-
           Holunderbeeren und Vogelbeeren, sind roh                    lich damit aufgewachsen, dass man nicht al-
           schwach giftig, gekocht aber sehr gesund,                   les in den Mund stecken darf. Im Krabbelal-
           da durch das Kochen die Giftstoffe abge-                    ter, wenn alles erkundet und probiert werden
           baut werden. Dann gibt es Giftpflanzen, die                 will, ist es draußen in der Natur nicht anders
           je  nach  aufgenommener  Menge  meist  nur   Katrin und     als zuhause oder im Garten: da passt man als
           Magen-Darm-Beschwerden verursachen.       Frank Hecker      Elternteil auf und erklärt, was geht und was
           Am Ende dieser Skala stehen die wirklich   sind Diplom-Biologen   nicht. Und von Anfang an gilt: Nichts pflücken
           gefährlichen Giftpflanzen wie Einbeere, Sei-  mit den Schwerpunkten   oder in den Mund stecken ohne vorher einen
           delbast, Schierling, Herbstzeitlose, Fingerhut   Botanik, Zoologie sowie   Erwachsenen zu fragen!
                                                   Meeresbiologie. In ihrem
           oder Goldregen. Bereits wenige Blätter oder   neuen Naturführer „Kann
           Früchte dieser Pflanzen können zu Atemläh-  ich das essen – oder bringt   Und was ist zu beachten, wenn die
           mung oder Herzstillstand führen.       mich das um?“ (KOSMOS)   Kinder dann aktiv beim Wildpflanzen
           Vorsicht also auch im eigenen Garten: Gold-  geben sie ihr Wissen    sammeln helfen?:                      Fotos: Frank Hecker, Kosmos Verlag, Shutterstock
           regen ist – wie z.B. Kirschlorbeer oder Buchs-  über essbare und giftige    •   Auf wenige, leicht erkennbare Arten be-
                                                    Wildpflanzen sowie
           baum – eine beliebte, aber giftige Garten-  Tipps zum Sammeln   schränken.
           pflanze. Hier sollte man gerade wenn man   anschaulich weiter.  •   Den Kindern die Erkennungsmerkmale er-
           Kinder hat, besonders aufpassen: Die ganz                    klären – vor allem, wie man sie von Doppel-
           Kleinen stecken Sachen oft einfach in den                    gängern unterscheidet.
           Mund, Kinder ab dem Kindergartenalter ver-                  •   Sehr bewährt hat sich, daheim gemeinsam
           wenden heruntergefallenes Blattwerk und                      ein kleines Herbarium mit gepressten Pflan-
           Co. gerne zum „Kochen spielen“. Es ist also                  zen anzulegen, wo die wichtigen Merkmale
           wichtig über die Pflanzen im eigenen Garten                  noch einmal beschriftet oder vielleicht ab-
           Bescheid zu wissen.                                          gemalt werden. �





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