Page 31 - 200708_Elternheft
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„Die Kinder müssen wissen:
 Nichts pflücken oder in den Mund stecken

  ohne vorher einen Erwachsenen zu fragen!“



 Die Wildpflanzen-Experten Katrin und Frank Hecker im Interview über genießbare
 und ungenießbare Pflanzen, das Sammeln mit Kindern und was beim Pflücken von
 Wildkräutern und -früchten wichtig ist.



 Was ist beim Sammeln von Wildpflanzen   Sollte man immer ein Pflanzenbestimmungsbuch
 unbedingt zu beachten?  dabei haben?
 Katrin und Frank Hecker: Nur Kräuter oder Früchte pflücken,   Ein gutes Pflanzenbestimmungsbuch zu haben, kann nie
 die  man  eindeutig  bestimmen  kann  und  außerdem  frisch   schaden. Zum Sammeln essbarer Wildpflanzen ist es aber
 sowie unbeschädigt aussehen. Wer unsicher ist, lässt die   nicht nötig zum Botaniker zu werden. Es genügt vollkom-
 Pflanzen stehen. Selbst bei scheinbar „bekannten“ Arten vor   men, einige wenige Arten zu erkennen, diese aber richtig!
 dem Sammeln immer nachschauen, ob es nicht doch unge-  Und vor allem auch ihre möglichen Verwechslungspart-
 nießbare oder giftige Doppelgänger gibt! Weil gerade hier die   ner. Wenn man z.B. Holunder sammeln möchte, dann ist
 häufigsten Irrtümer passieren, stellen wir in unserem Buch   es nicht nötig, Eichen und Buchen genauer bestimmen zu
 genau diese Verwechslungsarten deutlich heraus. Außerdem   können – wohl aber sollte man wissen, dass es auch einen
 genau schauen, wo man sammelt. Was man   giftigen Zwerg-Holunder gibt und diesen
 isst, kann nur so gesund sein wie der Lebens-  vom essbaren Holunder sicher unterscheide
 raum, in dem es gewachsen ist. Also Äcker,   nzu lernen.
 Straßen, Bahngleise und Hunde-Gassi-Stre-
 cken vermeiden.  Ab welchem Alter kann man Kinder
 zum Wildpflanzen sammeln
 Heißt ungenießbar gleich giftig?  mitnehmen?
 Nein. Aber die Übergänge sind fließend:   Von Anfang an! Wir haben unsere eigenen Kin-
 Manche Pflanzen sind einfach ungenieß-  der bei unseren Exkursionen häufig vor dem
 bar, aber nicht gefährlich. Andere, wie z.B.   Bauch getragen – so sind sie selbstverständ-
 Holunderbeeren und Vogelbeeren, sind roh   lich damit aufgewachsen, dass man nicht al-
 schwach giftig, gekocht aber sehr gesund,   les in den Mund stecken darf. Im Krabbelal-
 da durch das Kochen die Giftstoffe abge-  ter, wenn alles erkundet und probiert werden
 baut werden. Dann gibt es Giftpflanzen, die   will, ist es draußen in der Natur nicht anders
 je  nach  aufgenommener  Menge  meist  nur   Katrin und    als zuhause oder im Garten: da passt man als
 Magen-Darm-Beschwerden verursachen.   Frank Hecker  Elternteil auf und erklärt, was geht und was
 Am Ende dieser Skala stehen die wirklich   sind Diplom-Biologen   nicht. Und von Anfang an gilt: Nichts pflücken
 gefährlichen Giftpflanzen wie Einbeere, Sei-  mit den Schwerpunkten   oder in den Mund stecken ohne vorher einen
 delbast, Schierling, Herbstzeitlose, Fingerhut   Botanik, Zoologie sowie   Erwachsenen zu fragen!
 Meeresbiologie. In ihrem
 oder Goldregen. Bereits wenige Blätter oder   neuen Naturführer „Kann
 Früchte dieser Pflanzen können zu Atemläh-  ich das essen – oder bringt   Und was ist zu beachten, wenn die
 mung oder Herzstillstand führen.  mich das um?“ (KOSMOS)   Kinder dann aktiv beim Wildpflanzen
 Vorsicht also auch im eigenen Garten: Gold-  geben sie ihr Wissen    sammeln helfen?:   Fotos: Frank Hecker, Kosmos Verlag, Shutterstock
 regen ist – wie z.B. Kirschlorbeer oder Buchs-  über essbare und giftige    •   Auf wenige, leicht erkennbare Arten be-
 Wildpflanzen sowie
 baum – eine beliebte, aber giftige Garten-  Tipps zum Sammeln   schränken.
 pflanze. Hier sollte man gerade wenn man   anschaulich weiter.  •   Den Kindern die Erkennungsmerkmale er-
 Kinder hat, besonders aufpassen: Die ganz   klären – vor allem, wie man sie von Doppel-
 Kleinen stecken Sachen oft einfach in den   gängern unterscheidet.
 Mund, Kinder ab dem Kindergartenalter ver-  •   Sehr bewährt hat sich, daheim gemeinsam
 wenden heruntergefallenes Blattwerk und   ein kleines Herbarium mit gepressten Pflan-
 Co. gerne zum „Kochen spielen“. Es ist also   zen anzulegen, wo die wichtigen Merkmale
 wichtig über die Pflanzen im eigenen Garten   noch einmal beschriftet oder vielleicht ab-
 Bescheid zu wissen.   gemalt werden. �





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