Page 26 - 200708_Elternheft
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Im Sommer sind Kinder viel im Freien und treffen auf
ihnen unbekannte (Wild-)Pflanzen. Auch die Großen
wissen oft nicht, was sie da vor der Nase haben. Ein neues
Pflanzenbestimmungsbuch schafft Abhilfe. „familiii“
hat sich genauer mit genießbaren und giftigen Pflanzen
auseinandergesetzt.
Text: Barbara Schaumberger-Binder
Jakob düst mit dem Rad im Garten herum. Kurz Nummer eins lautet natürlich: „Nur pflücken,
nicht aufgepasst, stürzt er und hat eine Schürf- was ihr benennen könnt!“ Ab welchem Alter sich
wunde am Knie. Während die Mama versucht, den Kräuterkunde eignet? „Ich mache die Workshops
weinenden Buben zu beruhigen, springt Rosalie, für Kinder ab sechs Jahren, da sie dann schon das
die große Schwester, mit den Worten „ich such‘ nötige Verständnis dafür mitbringen“, so Stepha-
einen Spitzwegerich“ auf. Kurz danach kommt sie nie. Kennt man sich als Erwachsener allerdings
mit einem länglichen, grünen Blatt mit parallel selbst gut mit Wildpflanzen aus, spricht nichts
ständigen Blattadern zurück, reißt ein Stück ab dagegen, Kinder schon von Anfang an damit
und zerwuzelt es zwischen den Fingern, bis der vertraut zu machen (siehe Interview mit Katrin
Saft rauskommt. Sie legt den „Gatsch“ auf Jakobs und Frank Hecker). Auch Stephanie hat ihrem
„Aua“ und macht ihm damit ein „Wiesenpflaster“. fünfjährigen Sohn schon viel über wildwachsende
„Weil der Spitzwegerich hilft, wenn man sich Kräuter und Früchte beigebracht.
wehtut. Und wenn eine Biene sticht“, so Rosalie.
Woher die Sechsjährige das weiß? Erst ein paar Kinder und Wildpflanzen
Stunden zuvor hat uns Kräuterpädagogin Stepha- Die Kinder in unserer Kräuter-Erkundungsrunde
nie Pritz besucht und uns dabei vieles über die sind im Alter zwischen zwei und sechs Jahren.
Pflanzen in unserem Garten erzählt.
Anfangs sind alle interessiert, aber das altersbe-
Kann ich Sammel-Grundregeln dingt größere Durchhaltevermögen haben die
beiden Sechsjährigen. Und das erste Kraut auf
Aber von Anfang an: Die zertifizierte Kräuterpäda-
unserer Entdeckungstour kennt Elena schon: „Das
gogin erklärt uns erst einmal die Basics fürs Wild- ist eine Käsepappel!“ Richtig, auch so wird die
das essen man sicher kennt, mit Bedacht sammeln rosa Blüten essen kann, probieren wir
Weg-Malve genannt. Da man die hell-
pflanzen sammeln: nur pflücken, was
und nur so viel nehmen, dass niemand
gleich davon. Das können wir machen,
merkt, dass schon jemand dort gesam-
Stephanie erklärt uns außerdem, dass
melt hat. Außerdem weist sie darauf weil unser Garten unbehandelt ist.
oder bringt mitnehmen soll (wenn man die Wurzel Atemwegserkrankungen, hilft.
die Weg-Malve als Tee, genossen bei
hin, dass man nie die ganze Pflanze
verwenden möchte, nicht zu viele davon
nehmen) und dass es auch geschützte
Schafgarbe, Weißer Gänsefuß, Futter-
mich das um? Foto: iStock Images Arten gibt, die nicht gesammelt werden Kräuter pädagogin, bietet wicke, Beifuß, Wiesen-Bocksbart und
Stephanie Pritz
Stinkstorchschnabel findet die Kräu-
dürfen. Stephanie hat in den vergan-
Biomedizinische Analy-
terpädagogin beim Weitergehen. Dann
genen Jahren im Sommer auch Kräu-
tikerin und zertifizierte
ter-Workshops für Kinder angeboten.
kommen wir auch schon zum eingangs
Hier bringt sie den Kids bei, drei bis
vier Pflanzen zu bestimmen – und Regel Kräuter-Spaziergänge und erwähnten Spitzwegerich: Stephanie →
erklärt uns, was es mit dem Heilkraut
Workshops an.
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Kraeuterenergie/
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